Themen der aktuellen Ausgaben

 

Der labile Calciumpool

Physiologie und Pathophysiologie bei chronischer Nierenerkrankung


Einleitung

Extensive Weichteil- und Gefäßverkalkung sind typische Komplikationen im Rahmen der Progression chronischer Nierenerkrankungen (CKD). Störungen der Calcium- und Phosphathomöostase stehen dabei pathophysiologisch im Zentrum. In der Dialysepopulation gibt es Hinweise, dass die exzessive Verabreichung von Calcium, sei es durch Gabe calciumhältiger Phosphatbinder oder hohes Dialysatcalcium, zumindest bei einem Teil der Patienten zur Entstehung von Gefäßverkalkung beiträgt. So konnte gezeigt werden, dass das Vorliegen koronarer Gefäßverkalkung bei jungen Dialysepatienten mit einer höheren täglichen Calciumaufnahme assoziiert ist (Goodman WG, N Engl J Med 342:1478-1483, 2000).

In diesem Zusammenhang wurde auf das besonders hohe Risiko der erhöhten Calciumzufuhr bei zusätzlich vorliegender adynamer Knochenerkrankung hingewiesen. Eine Verbindung zwischen Knochenerkrankung und vaskulärer Pathologie ist heute weitgehend akzeptiert und wird von den aktuellen CKD-MBD-Guidelines der KDIGO-Arbeitsgruppe hinsichtlich der Gabe calciumhältiger Phosphatbinder berücksichtigt. Dennoch muss erwähnt werden, dass manche CKD-Patienten trotz hoher Calciumbelastung keine Gefäßverkalkung zeigen und auch die Assoziation zwischen Knochenumsatz und dem Fortschreiten der Gefäßverkalkung keineswegs allgemeingültig ist (Barreto DV, Am J Kidney Dis 15:1139-1150, 2008).

In Bezug auf den Vorteil calciumfreier Phosphatbinder ergaben mehrere große Vergleichsstudien kein einheitliches Ergebnis. Andererseits konnte eine Studie von Block et al. zeigen, dass ein niedriges Serumkalzium (Cas) hinsichtlich Mortalität protektiv sei (Block GA, Am J Kidney Dis 15:2208-2218, 2004). Eine diesbezüglich bislang weitgehend vernachlässigte Tatsache ist, dass Calcium, sei es durch gastrointestinale Aufnahme oder positive Calciummassenbilanz an der Dialyse, sehr rasch im Extrazellulärraum aufgenommen wird. Um jedoch potentiell gefährliche Cas-Schwankungen zu verhindern, müssen – wie auch für andere Elektrolyte (z.B. Ka­lium) – Mechanismen existieren, die Calcium kurzfristig sicher abpuffern können. Neben der mittel- bis langfristigen Cas-Regulation durch Parathormon (PTH), scheint ein labiler Calciumpool zu existieren, der, unabhängig von hormonellen Einflüssen, für die kurzfristige Cas-Regulation (Sekunden bis Minuten) von entscheidender Bedeutung ist. Dieser Artikel diskutiert die Rolle des labilen Calciumpools im Knochen in Hinblick auf die akute Cas-Regulation und mögliche Auswirkungen auf das Verkalkungsrisiko von gesunden und chronisch nierenkranken Patienten (z. B. im Rahmen passagerer Hypercalciämie an der Dialyse).

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: nephro-news dialyse nephrologie kalzium phosphatbinder hyperkalziämie 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere