NEPHRO-News
Wesentliche Fortschritte in experimentellen Analysetechnologien,
gekoppelt mit computergestützten Datenerfassungs- und Auswertesystemen,
ebneten den Weg für eine weitreichende Erfassung und Interpretation von
patientenspezifischen molekularen Parametern aus Gewebe, Blut und Harn.
Neben wichtiger Grundlagenforschung in diesem Bereich ist ein erklärtes
Ziel dieser Zugänge die individuelle und daher sehr spezifische
Abklärung und Therapie von Patienten. Dies ist im Bereich von
Nierenerkrankungen auch dringend notwendig, da im Vergleich zu anderen
Gebieten nur wenig Fortschritt bei der Diagnostik und Therapie der
meisten Nierenerkrankungen gemacht wurde. Die Behandlung richtet sich
meist nach histologischen Diagnosen, die aber ätiologisch heterogen sind
und meist nur die gemeinsame Endstrecke einer Schädigung darstellen.
Umfassende
Messung von molekularen Effektoren und Regulatoren auf den
verschiedenen Ebenen der molekularen Organisation zellulärer Systeme
wird mit dem Begriff „Omics“ bezeichnet. Das Wort „Omics“ ist ein
Neologismus: In Anlehnung an die erste Verwendung bei genomweiten
Analysen (Genomics), wird der Suffix „-omic“ inzwischen bei einer
Vielzahl an analytischen Verfahren im biomedizinischen Umfeld verwendet,
um die simultane Betrachtung einer Ebene zellulärer Organisation in
einer Analyse zu beschreiben. Wichtige Richtungen dieser Analysen sind
Transcriptomics zur Bestimmung der Konzentration von Transkripten
(mRNAs), Proteomics zur paralellen Bestimmung von
Proteinkonzentrationen, sowie Metabolomics zur umfassenden Analyse von
Metaboliten. Auf die Vielzahl anderer Gebiete, in denen
„-Omics“-Strategien betrieben werden, kann hier nicht eingegangen
werden.
Eine naheliegende Konsequenz aus der Erhebung dieser
breiten Datenmatrix war das Erfordernis zu integrativen,
bioinformatischen Analysen. Weiterführend wurde das Fachgebiet der
Systembiologie entwickelt. Dieses Fach entwickelt Konzepte und Methoden,
den breiten Datenbestand aus den Omics-Technologien integrativ
auszuwerten, um mechanistische Modelle zellulärer Dynamik abzuleiten. Im
Fall der Medizin umfassen die Datenbestände molekulare Profile humaner
Erkrankungen, molekulare Daten aus Modellsystemen, sowie klinische
Epidemiologie. Erst dieser Zugang ermöglicht eine „ganzheitliche“
systemische Sicht auf eine derart komplexe Struktur wie Zellen oder
einen gesamten Organismus (Abbildung 1).
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