NEPHRO-News
In den USA und Europa ist etwa jeder 10. Mensch in der
Allgemeinbevölkerung von einer chronischen Niereninsuffizienz (englisch:
chronic kidney disease, CKD) betroffen. Neben den traditionellen
kardiovaskulären Risikofaktoren spielen auch genetische Faktoren eine
wichtige Rolle in der Pathogenese.
Die Methode der genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) ermöglicht die
systematische Assoziationsanalyse von über das gesamte Genom verteilten
Erbgutvarianten mit Krankheitsmerkmalen. Die mit GWAS identifizierten
Genomvarianten haben zwar meist kleine Effekte auf das individuelle
Krankheitsrisiko, auf Grund Ihrer Häufigkeit ergeben sich aber wichtige
Implikationen für die Allgemeinbevölkerung. In dieser Übersicht werden
die neuesten Erfolge dieser Methode in Bezug auf verschiedene
Nierenphänotypen und -erkrankungen dargestellt und ein Einblick in
aktuelle Initiativen zur genetischen Analyse manifester
Nierenerkrankungen in eigens dafür rekrutierten Patientenkollektiven
gegeben.
Motivation für genetische Untersuchungen von Nierenerkrankungen
Etwa jeder zehnte Mensch in der Allgemeinbevölkerung hat entweder eine eGFR <60 ml/min/1.73 m2 oder Zeichen der strukturellen Nierenschädigung mit einer eGFR von noch ≥ 60 ml/min/ 1.73 m2
(Levey S, Ann Intern Med 2009; 150:604-612). Diabetes mellitus und
arterielle Hypertonie sind bedeutende Risikofaktoren, zudem haben
familienbasierte Untersuchungen gezeigt, dass die Höhe der eGFR und der
Albuminurie zu über 50% vererbt ist (Übersichtsarbeit zu
familienbasierten Studien: Placha, Adv Chronic Kidney Dis 2005;
12:155-1569). Eine Aufschlüsselung der involvierten Genomvarianten
könnte somit zu einem besseren Verständnis für die normale
Nierenfunktion, für das Entstehen einer CKD und bestimmter
Nierenerkrankungen und zu neuen diagnostischen und therapeutischen
Möglichkeiten führen.
Aktuelle technische Entwicklungen in der genetischen Forschung
Die zugrundeliegenden Genmutationen seltener genetischer Erkrankungen
mit klarem Mendelschem Erbgang (z.B. Autosomal Dominante Polyzystische
Nierenerkrankung, ADPKD) werden durch systematische genomweite Analysen,
der sogenannten Linkage-Analyse, in betroffenen Familien aufgedeckt
(Übersichtsarbeit: Hildebrandt F, Lancet 2010; 375:1287-1295).
Bei der systematischen Suche nach Genomvarianten, die die Variation
bestimmter Phänotypen wie eGFR und Albuminurie oder das Risiko für CKD
in der Allgemeinbevölkerung oder terminale Niereninsuffizienz in großen
Kollektiven unverwandter Personen erklären, wird derzeit die seit 2005
verfügbare Technologie der GWAS angewandt. Hierbei werden mehrere
Millionen genomweit verteilte Einzelnukleotidpolymorphismen (englisch:
single nucleotide polymorphism, SNP) auf ihre Assoziation mit den
Phänotypen in Regressionsanalysen untersucht. Dabei können Stichproben
der Allgemeinbevölkerung (z.B. KORA oder Framingham-Studie) oder
krankheitsbasierte Kollektive (z.B. Fall-Kontroll-Studien für die
membranöse Nephropathie oder diabetische Nephropathie) untersucht
werden.
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Tags: nephro-news nephrologie nierengene
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