Atrial natriuretisches Peptid (ANP) zur Prävention des akuten Nierenversagens (ANV):

Bei herzchirurgischen Patienten beträgt das Risiko, postoperativ ein akutes Nierenversagen (ANV) mit Dialysepflichtigkeit zu entwickeln 10-20% (Ann Intern Med 128:194-203, 1998). Die Entwicklung eines ANV scheint dann einen unabhängigen Risikofaktor für eine noch immer hohe Mortalität von 30-60% bei diesen Patienten darzustellen (Crit Care Med 30:2051-2058, 2002). In der Pathogenese des postoperativen ANV spielt eine renale Hypoperfusion und Ischämie v. a. des Nierenmarks eine zentrale Rolle (N Engl J Med 332:647-655, 1995). Entsprechend zielen präventive und therapeutische Strategien darauf ab, die renale Perfusion zu verbessern oder den Sauerstoffverbrauch der Tubuluszellen zu reduzieren. Dopamin in Nierendosis und Schleifendiuretika wurden daher bei diesen Patienten in vielen Untersuchungen eingesetzt, aber letztlich konnte für diese Substanzen nie ein klarer Vorteil für den Verlauf des ANV gezeigt werden (J Am Soc Nephrol 11:97-104, 2000).

ANP ist eine potente endogene diuretisch und natriuretisch wirksame Substanz, die in experimentellen und auch klinischen Untersuchungen zum ischämischen ANV die renale Perfusion und glomeruläre Filtration und damit die Nierenfunktion verbessern kann (Intensive Care Med 22:230-236, 1996). Allerdings konnten zwei große kontrollierte klinische Studien wiederum keinen Vorteil einer 24-stündigen, hochdosierten (200 ng/kg/min) Gabe des synthetischen ANP-Analogs Anaritide bei Patienten mit ANV verschiedener Ätiologie zeigen (N Engl J Med 336:828-834, 1997 und Am J Kidney Dis 36:767-774, 2000).