Themen der aktuellen Ausgaben

 

Cholesterin und Mortalität bei Dialysepatienten:

Bedeutung von Inflammation und Malnutrition


Association between cholesterol level and mortality in dialysis patients: role of inflammation and malnutrition.

Liu Y, Coresh J, Eustace JA, et al.                                                                                                                                       JAMA 291:451-459, 2004

Johns Hopkins University, Baltimore, Md 21205, USA.


Hypercholesterinämie ist ein traditioneller Risikofaktor für kardiovaskuläre Mortalität in der Gesamtbevölkerung. Dies galt nach bisherigen Kenntnissen nicht für Dialysepatienten, bei denen sich wiederholt eine inverse Korrelation zwischen Cholesterinspiegeln und Mortalitätsrisiko nachweisen ließ (Am J Kidney Dis 1990; 15:458-482). Gerade Patienten mit den niedrigsten Cholesterinwerten weisen die höchste Mortalitätsrate auf. Aufgrund des mit niedrigen Cholesterinspiegeln verbundenen gesteigerten Mortalitätsrisikos hat sich eine lipidsenkende Therapie bei dieser Patientengruppe bislang noch nicht etabliert. Eine ganz ähnliche Konstellation findet sich auch hinsichtlich anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren, wie Body Mass Index und Homozystein. Diese umgekehrte Beziehung zwischen Risikofaktor und Mortalität wird bei Dialysepatienten als reverse Epidemiologie bezeichnet (Kidney Int 2003; 63:793-808). Zur Erklärung dieses Phänomens werden zwei Hypothesen herangezogen: Einerseits könnte die akzelerierte Arteriosklerose primäre Ursache sein für chronische Inflammation und Malnutrition mit der sekundären Folge einer diätetisch verursachten Hypocholesterinämie. Alternativ könnte primär ein chronisch inflammatorisches Syndrom (MICS, Malnutrition-Inflammation-Complex Syndrome) direkter Auslöser einer Hypocholesterinämie sein. Die Pathogenese des MICS ist bislang nicht geklärt, als bedeutsame Faktoren werden unter anderem die Dialysat-Wasserqualität, rezidivierende oder latente bakterielle Infektionen oder Bioinkompatibilität der Membranen diskutiert. Ausgelöst wird der chronisch inflammatorische Zustand durch pro-inflammatorische Zytokine (IL-1 und IL-6), die die hepatische Synthese von Akut-Phase-Proteinen, wie C-reaktives Protein (CRP) stimulieren, und gleichzeitig die hepatische Synthese anderer Proteine, zum Beispiel Albumin, hemmen. Zytokine stimulieren über die Hemmung der Lipoproteinlipase die Aufnahme von Lipiden in Macrophagen und können so direkt oder indirekt zum Abfall der Cholesterinspiegel beitragen.

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: nephro-news dialyse cholesterin 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere