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Ein kleiner Schritt mit großen Auswirkungen

Von DNR („do not resuscitate“) zu AND („allow natural death")


"Allow natural death" versus "do not resuscitate": Three words that can change a life.

Venneman SS, Narnor-Harris P, Perish M, et al.                                                                                                              J Med Ethics 2008; 34:2-6

University of Houston-Victoria, Department of Psychology, Victoria, Texas 77901, USA.

Physician-written "do not resuscitate" DNR orders elicit negative reactions from stakeholders that may decrease appropriate end-of-life care. The semantic significance of the phrase has led to a proposed replacement of DNR with "allow natural death" (AND). Prior to this investigation, no scientific papers address the impact of such a change. Our results support this proposition due to increased likelihood of endorsement with the term AND.


Als wir vor nunmehr schon fast dreißig Jahren auf die Intensivstation gekommen sind, war der Tod eine „Irregularität“, war nicht vorgesehen. Wenn er dann (offensichtlich recht häufig) trotzdem eingetreten ist, war dies als „Unfall“, als ein Versagen, eine Niederlage begriffen worden, ein Ereignis, das nicht sein darf. Einer unserer intensivmedizinischen Lehrer hatte ganz brüsk zurückgewiesen, dass Intensivstationen möglicherweise auch „Sterbestationen“ sein könnten.

Diese absolute Prioriät von „Leben“, Leben um jeden Preis, wenn manchmal auch in reduziertester Form, ist in historischem Kontext verständlich. Viele Ältere von uns haben diese Entwicklung der Intensivmedizin selbst mitgemacht. Im Rückblick erscheint dieser Aktionismus, Wahn der Machbarkeit, des alles Könnens und Dürfens etwas naiv.

Die Zeiten haben sich geändert, im letzten Jahrzehnt hat sich ein grundlegender Wandel vollzogen (auch wenn dieser Wandel möglicherweise an vielen Stationen noch nicht angekommen ist) (Möller T, DMW 2008; 133:1059). Krampfhafte Lebensverlängerung - wenn dies oft auch nur eine Prolongierung des Sterbens darstellt - ist einer wesentlich demütigeren Position gewichen, einer Akzeptanz des Todes, auch eine wesentlich höhere Betonung der Würde des Sterbenden. „Withholding“ und auch „withdrawing“ von Therapiemaßnahmen sind heute Regel geworden. Tatsächlich sind heute die meisten Sterbefälle auf Intensivstationen Folge derartiger Entscheidungen.

Intensivstationen sind heute auch Sterbestationen. Das bedeutet nicht, dass Patienten zum Sterben auf die ICU aufgenommen werden sollen. Der Prognose ist jedoch häufig vorher sehr schwer abschätzbar. Wenn ein Patient aber dann keine Prognose mehr hat, er sterben muss, dann soll er das auch „dürfen“. Das Zulassen – gemeinsam mit den Angehörigen - eines sanften, friedlichen Todes ist zu einer ganz wichtigen Aufgabe der Intensivmedizin geworden (siehe auch Konsensuspapier der intensivmedizinischen Gesellschaften Österreichs, Wien klin Wochenschr 2004; 116:763;  bzw. Intensive Care Med 2008; 34:771).

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Tags: intensiv-news tod leben therapielimitierung 

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