INTENSIV-News
Weaningprotokolle sind der Versuch, durch Algorithmen die Entwöhnung von der maschinellen Beatmung zu standardisieren. Sie basieren auf der Durchführung geeigneter Tests zur Erfassung der Spontanatmungsfähigkeit mit dem Ziel einer Objektivierung und Verkürzung der Weaningphase (Abb. 1).
Datenlage:
Neben mehreren kleineren Untersuchungen gibt es sechs große,
kontrollierte, prospektiv randomisierte Studien, die die Auswirkungen
von Weaningprotokollen auf die Beatmungsdauer an unterschiedlichen
Patientenkollektiven untersucht haben (Tab. 1). Trotz eines
EBM-Empfehlungsgrades A (Dellinger RP, CCM 2008; 36:296) wird der
Einsatz von Weaningprotokollen zur Verkürzung der Beatmungsdauer
weiterhin kontroversiell diskutiert.
Drei dieser Studien beobachteten an insgesamt mehr als 1000 Patienten,
dass ein standardisiertes Vorgehen mittels eines strikten
Entwöhnungsprotokolls im Vergleich zur subjektiven ärztlichen
Einschätzung zu einer Verkürzung der Beatmungsdauer, des
Intensivaufenthaltes und der Behandlungskosten führte (Ely EW, NEJM
1996; 335:1864; Kollef MH, CCM 1997; 25:567; Marelich GP, Chest 2000;
118:459).
Diesen drei Publikationen stehen ebenfalls drei prospektiv randomisierte
Studien gegenüber, die bei 500 Erwachsenen und 182 Kindern keinen
positiven Effekt auf die Beatmungs- und Weaningdauer durch den Einsatz
von Weaningprotokollen nachweisen konnten (Namen AM, AJRCCM 2001;
163:658; Randolph AG, JAMA 2002; 288:2561; Krishnan JA, AJRCCM 2004;
169:673).
Die Ursachen für diese widersprüchlichen Ergebnisse sind vielfältig und
liegen im Design der unterschiedlichen Weaningprotokolle, an der
unterschiedlichen Ausbildung des Intensivpersonals sowie der
Organisationsform der einzelnen Intensivstationen, an dem
Patienten/Arzt-Pflegeschlüssel, an der einen oder anderen methodischen
Unzulänglichkeit der einzelnen Studien und auch an den nicht ganz
vergleichbaren Patientenkollektiven.
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