INTENSIV-News
Hydrocortisone therapy for patients with septic shock.
Sprung
CL, Annane D, Keh D, et al. Engl J Med 2008; 358:111-24
Hadassah Hebrew University Medical Center, Jerusalem, Israel 91120.
BACKGROUND:
Hydrocortisone is widely used in patients with septic shock even though
a survival benefit has been reported only in patients who remained
hypotensive after fluid and vasopressor resuscitation and whose plasma
cortisol levels did not rise appropriately after the administration of
corticotropin.
METHODS: In this multicenter, randomized,
double-blind, placebo-controlled trial, we assigned 251 patients to
receive 50 mg of intravenous hydrocortisone and 248 patients to receive
placebo every 6 hours for 5 days; the dose was then tapered during a
6-day period. At 28 days, the primary outcome was death among patients
who did not have a response to a corticotropin test.
RESULTS: Of the
499 patients in the study, 233 (46.7%) did not have a response to
corticotropin (125 in the hydrocortisone group and 108 in the placebo
group). At 28 days, there was no significant difference in mortality
between patients in the two study groups who did not have a response to
corticotropin (39.2% in the hydrocortisone group and 36.1% in the
placebo group, P=0.69) or between those who had a response to
corticotropin (28.8% in the hydrocortisone group and 28.7% in the
placebo group, P=1.00). At 28 days, 86 of 251 patients in the
hydrocortisone group (34.3%) and 78 of 248 patients in the placebo group
(31.5%) had died (P=0.51). In the hydrocortisone group, shock was
reversed more quickly than in the placebo group. However, there were
more episodes of superinfection, including new sepsis and septic shock.
CONCLUSIONS:
Hydrocortisone did not improve survival or reversal of shock in
patients with septic shock, either overall or in patients who did not
have a response to corticotropin, although hydrocortisone hastened
reversal of shock in patients in whom shock was reversed.
Anfang dieses Jahres wurden die Ergebnisse der CORTICUS-Studie zum
Einsatz von Hydrocortison bei Patienten mit septischem Schock
veröffentlicht (siehe Abstract). Die Studie gilt als negativ, da das
primäre Studienziel, nämlich die Reduktion der 28-Tage-Sterblichkeit bei
Patienten mit septischem Schock und einer gleichzeitig bestehenden
relativen Nebennierenrindeninsuffizienz, nicht erreicht wurde.
Gleichwohl wird der Einsatz von Hydrocortison beim septischen Schock in
den neuen Leitlinien der "Surviving Sepsis Campaign" weiterhin
empfohlen. Allerdings findet sich die Einschränkung, nur Patienten mit
schwerem septischen Schock, die auf Volumen- und Vasopressortherapie
schlecht ansprechen, mit Hydrocortison zu therapieren. Es wird also ein
restriktiverer Einsatz von Hydrocortison gefordert, der feste
Stellenwert von Hydrocortison in der Therapie des septischen Schocks
jedoch nicht in Frage gestellt. Wie passt das zusammen?
Das CORTICUS-Studienprojekt:
Die
CORTICUS-Studie war eine Initiative von Intensivmedizinern aus Europa
und Israel. Die finanzielle Förderung erfolgte durch die Europäische
Kommission, die European Society of Intensive Care Medicine und durch
das International Sepsis Forum. Anlass für das Studienprojekt waren zwei
monozentrische Studien aus Nancy und München, die Ende der neunziger
Jahre den Einsatz von Hydrocortison beim septischen Schock nahe legten.
Beide Studien zeigten, dass Hydrocortison im septischen Schock die Dauer
der Vasopressortherapie erheblich verkürzt und möglicherweise auch die
Überlebensrate der Patienten steigert. Im Rahmen eines Kongresses der
ESICM wurde Ende 1999 die CORTICUS-Studie beschlossen, die Leitung des
Projektes übernahm Prof. Sprung aus Israel. Die Studienplanung wurde
wesentlich durch die zwischenzeitlich bekannt gewordenen Ergebnisse der
französischen Multizenter-Studie von Annane beeinflusst. Im Jahre 2002
hat er und seine Arbeitsgruppe nachgewiesen, dass Hydrocortison auch die
Überlebensrate des septischen Schocks erhöht, und zwar bei Patienten
mit einer relativen Nebennierenrindeninsuffizienz (Annane D; JAMA 2002;
288:862). Dabei handelte es sich um Patienten, die sich in einem sehr
frühen Stadium eines schweren septischen Schocks befanden und eine
relative Nebennierenrindeninsuffizienz aufwiesen. Im Wesentlichen sollte
CORTICUS diese Studienergebnisse bestätigen, quasi als zweite und somit
konfirmative Studie im Sinne der Evidence-based Medicine. Jedoch wurde
bewusst eine breitere Zielgruppe von Patienten mit septischem Schock
ausgewählt, die den Konsensus-Konferenz-Kriterien der beiden
US-amerikanischen Gesellschaften für Intensivmedzin entsprachen.
Die Ergebnisse dieser CORTICUS-Studie zeigen keinen Unterschied in der
28-Tage-Sterblichkeit zwischen den Gruppen (86 von 251 oder 34% in der
Hydrocortison-Gruppe und 78 von 248 Patienten oder 32% in der
Placebo-Gruppe), auch nicht nach Adjustierung mittels der
ACTH-Test-Ergebnisse. Allerdings konnte bei Patienten, die mit
Hydrocortison behandelt wurden, signifikant schneller die
Vasopressor-Therapie beendet werden, eine Erkenntnis, die Ergebnisse
vorangegangener Studien bestätigte. Als Gründe für das enttäuschende
Studienergebnis von CORTICUS wurden u. a. vermehrte Superinfektionen
inklusive neuer Episoden einer Sepsis bzw. eines septischen Schocks ins
Feld geführt.
Im Folgenden sollen wichtige Aspekte und
Unterschiede der CORTICUS- und der Annane-Studie diskutiert werden.
Ferner ergeben sich nach CORTICUS zusätzliche interessante Aspekte, die
für die tägliche klinische Arbeit durchaus aufschlussreich sind.
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Tags: intensiv-news sepsis septischer schock hydrokortison corticus
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