INTENSIV-News
An unserer anästhesiologischen Intensivstation
am Krankenhaus Eisenstadt mit gemischtem chirurgischen,
unfallchirurgischen und internistischen Patientengut führen wir seit
2003 eine routinemäßige Messung des intraabdominellen Druckes (IAP =
intra-abdominal pressure) durch. Die transurethrale Messung wurde von
Anfang an eingesetzt, die Messung mit einem intragastralen IAP-Katheter
(Spiegelberg) seit Ende 2005.
Das abdominelle Kompartment-Syndrom (AKS)
Ein
abdominelles Kompartment-Syndrom tritt nach schweren intraabdominellen
Verletzungen und Frakturen/ Rupturen am hinteren Beckenring mit
einhergehenden Kreislaufversagen, starken Blutungen und
Massentransfusionen, aber auch nach chirurgischen Interventionen (Ileus,
Peritonitis, große Bauchwandhernien) auf. Es ist gekennzeichnet durch
eine Reihe von Symptomen, die alle direkte Folge des erhöhten Drucks im
Kompartment des Abdomen sind.
Symptome des abdominellen Kompartmentsyndroms
Der
klinische Befund eines erhöhten intraabdominellen Drucks kann durch
Messung des Drucks objektiviert werden. Ein Druck von über 20 mmHg
(trotz Sedierung und ggf. Muskelrelaxierung) stellt eine absolute
Indikation zur therapeutischen Intervention und einer operativen
Dekompression dar, da sonst schwerste Organstörungen resultieren. Die
Letalität liegt unbehandelt bei fast 100%, mit operativer Dekompression
bei 42%. ( Töns Ch et al., Der Chirurg 2000, 71:918; C. Waydhas, D
Nast-Kolb, Der Unfallchirurg 1999, 10:474).
Auswirkungen eines abdominellen Kompartmentsyndroms sind: Abnahme des
Herzzeitvolumens, basale pulmonale Atelektasen, Oligo- bis Anurie,
hepatische und intestinale Minderperfusion und gesteigerte bakterielle
Translokation. Da das abdominelle Kompartmentsyndrom durch eine
unphysiologische Erhöhung des intraabdominellen Druckes zu Dysfunktionen
von lebenswichtigen Organen führt, sollte die Messung des IAP, da sie
frühzeitig auf ein beginnendes AKS hinweist, auf Intensivstationen
Standard darstellen.
Indikation zur intraabdominellen Druckmessung
Interpretation der intraabdominellen Druckwerte:
Möglichkeiten der intraabdominellen Druckmessung (IAP Messung)
Zur IAP-Messung werden verschiedene Verfahren in der Literatur angeführt, wie die Messung über einen peritonealen Dialysekatheter, intragastrale Messung mittels Magensonde (Spiegelberg-Katheter), weiters eine Messung mittels eines rektalen Verfahrens oder eine transurethrale Messung. Die intraperitoneale Messung ist zwar der direkte Weg zur Bestimmung des IAP, jedoch für den Patienten das risikoreichste Verfahren und wird daher in der Praxis kaum durchgeführt.
Auf unserer Intensivstation wird die Messmethode mittels Spiegelberg-Katheter und die transurethrale IAP-Messung durchgeführt.
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Tags: intensiv-news abdomen pflege iap monitoring
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