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Der Pulmi ist tot - es lebe der Pulmi !

Oder: Niemals zu reparieren versuchen, was nicht kaputt ist!


Pulmonary-artery versus central venous catheter to guide treatment of acute lung injury.

National Heart, Lung, and Blood Institute Acute Respiratory Distress

Syndrome (ARDS) Clinical Trials Network; Wheeler AP, et al.                                                                            N Engl J Med 2006; 354:2213-24
Vanderbilt University, Nashville, USA.

BACKGROUND: The balance between the benefits and the risks of pulmonary-artery catheters (PACs) has not been established.
METHODS: We evaluated the relationship of benefits and risks of PACs in 1000 patients with established acute lung injury in a randomized trial comparing hemodynamic management guided by a PAC with hemodynamic management guided by a central venous catheter (CVC) using an explicit management protocol. Mortality during the first 60 days before discharge home was the primary outcome.
RESULTS: The groups had similar baseline characteristics. The rates of death during the first 60 days before discharge home were similar in the PAC and CVC groups (27.4 percent and 26.3 percent, respectively; P=0.69; absolute difference, 1.1 percent; 95 percent confidence interval, -4.4 to 6.6 percent), as were the mean (+/-SE) numbers of both ventilator-free days (13.2+/-0.5 and 13.5+/-0.5; P=0.58) and days not spent in the intensive care unit (12.0+/-0.4 and 12.5+/-0.5; P=0.40) to day 28. PAC-guided therapy did not improve these measures for patients in shock at the time of enrollment. There were no significant differences between groups in lung or kidney function, rates of hypotension, ventilator settings, or use of dialysis or vasopressors. Approximately 90 percent of protocol instructions were followed in both groups, with a 1 percent rate of crossover from CVC- to PAC-guided therapy. Fluid balance was similar in the two groups, as was the proportion of instructions given for fluid and diuretics. Dobutamine use was uncommon. The PAC group had approximately twice as many catheter-related complications (predominantly arrhythmias).
CONCLUSIONS: PAC-guided therapy did not improve survival or organ function but was associated with more complications than CVC-guided therapy. These results, when considered with those of previous studies, suggest that the PAC should not be routinely used for the management of acute lung injury.


In dieser Folgestudie des ARDS-Network wird der Einfluss des Einsatzes des Pulmonaliskatheters (PAC) auf das Outcome von ARDS-Patienten untersucht. Die Studie ist eine Teilanalyse der Studie, in der gleichzeitig unterschiedliche Flüssigkeitsregimes (Flüssigkeitsrestriktion versus liberale Flüssigkeitsverabreichung) auf den Verlauf des ARDS untersucht wurden (siehe auch IntensivNews 4/06 bzw. Wiedemann HP; N Engl J Med 2006; 354; 2564). In der Studie wurden 1001 Patienten eingeschlossen. Hauptzielparameter der Studie waren 60-Tage-Mortalität, Anzahl der "beatmungsfreien" und "intensivstationsfreien" Tage. In keinem dieser Parameter zeigte sich ein Unterschied zwischen der Patientengruppe, die einen PAC und derjenigen, die nur einen ZVK erhielten. Allerdings zeigte sich in der PAC-Gruppe eine statistisch signifikant erhöhte Rate an beobachteten Nebenwirkungen (100 versus 41). Die Schlussfolgerung der Studie lautete daher folgerichtig, dass der Pulmonaliskatheter nicht hilfreich ist für das routinemäßige hämodynamische Management von ARDS-Patienten und sogar eine erhöhte Nebenwirkungsrate aufweist. Daher: Kein Einsatz von PAC bei ARDS-Patienten?!

Bevor wir nun alle unsere Pulmonaliskatheter ausmustern und zur Tagesordnung übergehen, sollte man die Studie doch noch etwas genauer unter die Lupe nehmen:

Prinzipiell war die Studie von der Fallzahlschätzung her so ausgelegt, dass sie eine 10%ige Reduktion der 60-Tage-Sterblichkeit hätte nachweisen können. Der erste Punkt, über den man jedoch stolpert, findet sich bereits im Design der Studie. Es wurden 11.552 Patienten "gescreent" und davon mussten 10.511 "leider" ausgeschlossen werden. Das allein ist noch ungewöhnlich. Bedenklich ist jedoch die Tatsache, dass 21.8% der "gescreenten" Patienten deshalb ausgeschlossen wurden, weil sie bereits einen Pulmonaliskatheter hatten! Das heißt, 2186 Patienten (!) wurden als so instabil eingestuft, dass sie von den behandelnden Ärzten bereits mit einem PAC versorgt waren. Das sind 4-mal mehr Patienten als in der Studie, die dann später einen PAC erhalten haben - ein bemerkenswertes Verhältnis.

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Tags: intensiv-news pneumologie ards pulmonaliskatheter pac 

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