INTENSIV-News
Das hepatorenale Syndrom (HRS) ist eine funktionelle, reversible
Nierenfunktionseinschränkung bei Patienten mit schwerer
Leberinsuffizienz. Die Diagnose eines HRS wird durch eine Einschränkung
der Nierenfunktion (KrS > 2.5 mg/dl) und verminderter
Natriumelimination (FENa < 1%) sowie normalem Harnbefund (zum
Ausschluss einer primären Nierenerkrankung) nach Ausschluss anderer
Ursachen wie Hypovolämie, Infektionen, Nephrotoxine, erhöhtem
intraabdominellem Druck bei gleichzeitigem Bestehen einer
Leberschädigung gestellt. Die Prognose ist von der Geschwindigkeit der
Entwicklung eines HRS abhängig; besonders ungünstig ist sie bei
Patienten, bei denen die Verschlechterung der Nierenfunktion sehr rasch,
d. h. innerhalb von 2 Tagen auftritt (HRS Typ 1). Obwohl das HRS als
ein voll reversibles Krankheitsbild angesehen wird, waren die
therapeutischen Anstrengungen bislang nur von einem mäßigen Erfolg
begleitet. Da die Grunderkrankung - die Leberinsuffizienz - nicht
beeinflusst wird, wurde durch diese Maßnahmen bislang meist nur die
Kurzzeitprognose verbessert.
Langsfristig muss nach wie vor die
Lebertransplantation als einzig effektive Therapie angesehen werden.
Grundlage für die heutigen therapeutischen Konzepte beim HRS ist die
Hypothese der Verminderung des effektiven Blutvolumens durch extreme
Vasodilation in der systemischen Zirkulation und im Splachnikusgebiet
mit Erhöhung der venösen Compliance und der Triggerung eines
hepatorenalen Reflexes mit konsekutiver renaler Vasokonstriktion. (Abb. 1
und 2). Dies bietet auch den Ansatzpunkt für die Therapie mit
Vasopressoren. Die meisten Arbeiten untersuchten hierbei den Effekt von
Vasopressinderivaten (Ornipressin und Glypressin) mit vorwiegendem
Effekt auf die V1 Rezeptoren. Die ersten Untersuchungen wurden mit dem
Ornipressin (8-ornithin-vasopressin; POR 8R)(das leider heute nicht mehr
erhältlich ist) durchgeführt, wobei durch Gabe von 1.5 – 6 E/h eine
Verbesserung der Nierendurchblutung und der glomerulären Filtrationsrate
erzielt werden konnte (Gastroenterology 1991; 101:1060). Als
Wirkmechanismen von Ornipressin kommen eine Verminderung des
hepatorenalen Reflexes durch Verminderung des intrahepatalen Druckes,
eine Umverteilung des Blutvolumens aus dem Splanchnikusgebiet durch eine
lokale Vasokonstriktion über Stimulierung der V1 Rezeptoren, eine
Normalisierung der Autoregulationskurve der Nierendurchblutung, sowie
möglicherweise auch zusätzlich noch Kreislaufeffekte über eine Hemmung
der Endotoxin-induzierten iNOS Expression in Frage (Hepatology 2002;
36:1070). Bereits in früheren Untersuchungen konnte eine
Dosisabhängigkeit dieser Wirkung mit (der zu erwartenden)
Verschlechterung der Nierendurchblutung in höheren Dosen der
Vasopressoren gefunden werden.
Die ersten Arbeiten, in denen der
Einfluss von Noradrenalin auf Nierenfunktion, Elektrolyt- und
Wassertransport bei Zirrhose untersucht wurde, stammen aus dem Jahre
1963. John H Laragh et al. fanden bei Gabe von Noradrenalin eine Abnahme
der Nierendurchblutung, bei mäßiger Zunahme der glomerulären
Filtrationsrate (GFR), bedingt durch eine Zunahme der
Filtrationsfraktion (FF), bei Gabe von Angiotensin eine Verminderung der
Nierendurchblutung und der GFR, aber eine Zunahme des Harnvolumens mit
beiden Substanzen (J Clin Invest 1963; 42:1179). In einer jüngst
publizierten Arbeit fanden Christophe Duvoux und Mitarbeiter, dass auch
bei Patienten mit HRS1 die Gabe von Noradrenalin in Kombination mit
Humanalbumin zu einer Verbesserung der Nierenfunktion führt (Hepatology
2002; 36:374). Dieser Effekt einer niedrigen Noradrenalingabe auf die
Nierendurchblutung konnte in experimentellen Untersuchungen auch bei
gesunden Tieren gefunden werden, sodass ein unspezifischer Effekt nicht
ausgeschlossen werden kann.
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Tags: intensiv-news hepatologie nephrologie hepatorenal vasopressoren
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