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Ist die Peritonealdialyse bei akutem Nierenversagen obsolet?


Hemofiltration and peritoneal dialysis in infection-associated acute renal failure in Vietnam.

Phu NH, Hien TT, Mai NT, et al.                                                                                                                      N Engl J Med 2002; 347:895-902

Center for Tropical Diseases, Center for Tropical Diseases, Cho Quan Hospital, Ho Chi Minh City, Vietnam.


Die Peritonealdialyse ermöglicht bei akutem Nierenversagen (ANV) einen schonenden Flüssigkeitsentzug. Die Handhabung ist einfach (und im Prinzip auch in nicht Dialyse-erfahrenen Zentren möglich), eine Antikoagulation ist nicht notwendig. Dennoch hat die Peritonealdialyse zur Behandlung des akuten Nierenversagens an Bedeutung verloren, möglicherweise, da das Legen eines Hämofiltrationskatheters meist einfacher ist als die Implantation eines Peritonealdialysekatheters und das Risiko, durch peritonealen Proteinverlust oder Infektion einen möglicherweise bestehenden katabolen Zustand zu verstärken, an der Peritonealdialyse größer als an der Hämodialyse oder Hämofiltration ist.

Diese neue Studie zeigt, dass Patienten mit akutem Nierenversagen im Rahmen einer Sepsis an der kontinuierlichen venovenösen Hämofiltration einen rascheren Rückgang des Serumkreatinins, einen vollständigeren Ausgleich der Azidose und ein besseres Überleben (47% vs. 15%) hatten als Patienten, bei denen eine Peritonealdialyse durchgeführt wurde.

Sollte Peritonealdialyse bei akutem Nierenversagen auf Grund dieser Daten nicht mehr durchgeführt werden? Diese Schlussfolgerung ist meines Erachtens nicht zulässig. In Anbetracht der Tatsache, dass zum Thema Peritonealdialyse bei akutem Nierenversagen bisher nur wenige Studien publiziert wurden, ist die oben zitierte Arbeit willkommen. Dennoch sind einige einschränkende Bemerkungen notwendig. Im Gegensatz zur Hämofiltration wurde die Peritonealdialyse in diesem Zentrum mit Methoden durchgeführt, die nicht dem heutigen Standard entsprechen. Der Dialysatumsatz war hoch, die Dialysatwechsel wurden allerdings nicht mit Hilfe eines Cyclers, sondern manuell durchgeführt. Diese Methode ist mit einer höheren Peritonitisgefahr verbunden, die das Patientenüberleben beeinflussen könnte. Obwohl die Peritonitisrate in dieser Studie überraschend niedrig war, ist doch auffällig, dass 42% der mit Peritonealdialyse behandelten Patienten im Rahmen der Beobachtungszeit ein trübes Dialysat gehabt haben. Dialysattrübung bei geringen Dialysat-Leukozytenzahlen und negativer Kultur schließen eine Peritonitis bei diesen Patienten jedoch nicht aus, da die Dialysat-Verweilzeiten sehr kurz waren und wahrscheinlich alle Patienten unter antibiotischer Behandlung standen. Die Peritonealdialyse wurde in dieser Studie ausschließlich mit Acetatlösungen durchgeführt, die auf Grund ihrer toxischen Wirkungen (peritoneale Fibrosen) bereits seit Jahren als obsolet gelten. Wenngleich es sich bei der peritonealen Fibrose um eine Langzeitkomplikation handelt, ist doch nicht aussgeschlossen, dass auch die Kontrolle des Säure-Basen-Haushaltes mit moderneren (pH-neutralen) Dialysat-Lösungen besser gelungen wäre.

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Tags: intensiv-news nephrologie nierenversagen anv pd peritonealdialyse 

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