INTENSIV-News
Characteristics and outcomes of patients with cancer requiring
admission to intensive care units: A prospective multicenter study.
Soares
M, Caruso P, Silva E, et
al. Crit Care Med 2010; 38:9-15
ICU, Hospital de Câncer - I, Instituto Nacional de Câncer, Rio de Janeiro, Brazil.
Die intensivmedizinische Betreuung von Patienten mit malignen
Erkrankungen hat in den letzten fünfzehn Jahren einen Paradigmenwechsel
erfahren. Die Aufnahme hämatologischer und onkologischer Patienten auf
Intensivstationen erfolgte früher in der Regel entweder postoperativ
oder manchmal im Rahmen akut auftretender Komplikationen während der
Therapie. Die Prognose dieser Patientengruppe wurde, wenn „ungeplant“
intensivpflichtig, als extrem schlecht eingestuft und dementsprechende
Zurückhaltung in der Aufnahmepolitik an den Tag gelegt.
In den letzten Jahren wurde allerdings eine Vielzahl an Arbeiten
publiziert, die Verlauf, prognostische Faktoren und Möglichkeiten der
therapeutischen Intervention beschreiben und der Zurückhaltung bezüglich
der intensivmedizinischen Betreuung dieser Patientengruppe viel an
Boden entziehen. Dazu kommt, dass aufgrund der rasanten Entwicklung der
antineoplastischen Therapien und der damit einhergehenden Verbesserung
der Prognose der Druck auf die Intensivmedizin steigt, Patienten mit
therapieassoziierten Komplikationen adäquat zu versorgen.
Bereits im Jahr 2000 konnte unsere Arbeitsgruppe an einer Serie von 414
Patienten zeigen, dass die ICU-Mortalität mit 47% zwar schlechter war
als bei nicht hämato-onkologischen Intensivpatienten, jedoch durchaus
vergleichbar den Mortalitätszahlen anderer Subgruppen schwer kranker
Patienten, wie z. B. solchen mit septischem Schock oder ARDS (Staudinger
T, Crit Care Med 2000; 28:1322). Diese Ergebnisse konnten in der Folge
durch weitere Publikationen bestätigt werden.
Die nun von der brasilianischen Arbeitsgruppe von Marcio Soares
vorgelegte Arbeit unterstreicht die gewonnenen Erkenntnisse der letzten
Jahre und kann aufgrund der hohen Patientenzahl und der multizentrischen
Natur als „konfirmative“ Arbeit angesehen werden, ohne wirklich neue
Erkenntnisse zu bringen. Einschränkend muss darüber hinaus festgestellt
werden, dass es sich fast nur um Patienten mit soliden Tumoren (93%),
darunter viele nach elektiven chirurgischen Eingriffen (57%) handelt.
Dementsprechend ist die Mortalität mit 30% für diese Patientengruppe
sehr niedrig und kann nicht 1:1 auf akut lebensbedrohlich kranke,
notfallmäßig auf die Intensivstation aufgenommene hämato-onkologische
Patienten umgelegt werden.
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