INTENSIV-News
Mechanical ventilation guided by esophageal pressure in acute lung injury.
Talmor D, Sarge T, Malhotra A, et al. N Engl J Med 2008; 359:2095-2104
Department of Anesthesia, Critical Care and Pain Medicine, Beth Israel Deaconess Medical Center, Boston 02215, USA
Das ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) ist eine durch
verschiedene Ursachen ausgelöste schwere inflammatorische Akutreaktion
der Lunge, die zu einem Versagen des Gasaustausches führt. Invasive
Beatmung mit positiven Drücken kann den Gasaustausch aufrechterhalten,
führt jedoch gleichzeitig zu einer zusätzlichen pulmonalen Schädigung.
Durch die Etablierung der Beatmung mit niedrigen Tidalvolumina konnte
die Mortalität des ARDS gesenkt werden. Unklar ist jedoch, wie hoch der
ideale PEEP für diese Patienten ist. Eine Metaanalyse dreier
kontrollierter Studien konnte unlängst zeigen, dass ein höherer PEEP
„vermutlich“ zu einem besseren Outcome führt (Briel M; JAMA
2010,303:865).
Ein entscheidender Aspekt der Wirkung von PEEP ist die Aufrechterhaltung
eines positiven end-exspiratorischen transpulmonalen Druckes. Der
transpulmonale Druck (eigentlich „alveolo-pleuraler Druckgradient“) ist
die Differenz zwischen dem Alveolardruck und dem Pleuradruck (Abbildung
1). Bei einem ausreichend hohen PEEP mit entsprechend positivem
end-exspiratorischen transpulmonalen Druck (>0 cmH2O) wird der
exspiratorische Alveolarkollaps verhindert, der Gasaustausch verbessert
und das Atelekttrauma vermindert (weniger atemzyklisches Kollabieren und
Wiedereröffnen der Alveolen). Für das Ausmaß des Barotraumas ist
hingegen der end-inspiratorische transpulmonale Druck wesentlich und
sollte daher möglichst niedrig, zumindest aber im physiologischen
Bereich <25 cmH2O gehalten werden (Talmor D; N Engl J Med 2008, 359:
2095).
Anhand des Beatmungsdrucks allein kann der transpulmonale Druck nicht
verlässlich abgeschätzt werden, da immer nur die Atemmechanik von Lunge
und Thoraxwand zusammen beurteilt wird (Loring SH; J Appl Physiol 2010,
108:515).
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