NEPHRO-News
Die Progression chronischer Nierenerkrankungen verläuft bei der Mehrzahl
der Patienten über viele Jahre. Unabhängig von der initialen Pathologie
kommt es zu einem kritischen Verlust funktionierender und zu einer
adaptiven Hyperperfusion und Hyperfiltration der verbliebenen Nephrone.
Im Anfangsstadium der Erkrankung kann so die Nierenfunktion
aufrechterhalten werden, allerdings kommt es langfristig zu einer
Schädigung der Nephrone, was sich histologisch als Glomerulosklerose,
tubuläre Atrophie und interstitielle Fibrose, und klinisch meistens als
Proteinurie und progredienter Verlust der Nierenfunktion manifestiert.
Allerdings zeigt die Progression der Niereninsuffizienz eine hohe
intraindividuelle Variabilität in Abhängigkeit von der
zugrundeliegenden Erkrankung, den Komorbiditäten, dem Ansprechen auf
eine Therapie mit RAAS-Blockern, dem sozioökonomischen Status, der
Ethnizität, dem Geschlecht und anderen Faktoren (Remuzzi G, J Clin
Invest 2006; 116:288-96).
Es ist hinlänglich bekannt, dass
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ein erhöhtes Risiko für
Mortalität, kardiovaskuläre Morbidität sowie für Hospitalisierung haben
(Go AS, N Engl J Med 2004; 351:1296-305). Dieses Risiko steigt
exponentiell mit dem Abfall der eGFR an, sodass logischerweise eines der
wichtigsten Therapieziele die Erhaltung der Nierenfunktion ist. Als
progredrient werden laut KDIGO Patienten bezeichnet, die die
GFR-Kategorie wechseln (z. B. Stadium G3b -> Stadium 4) und einen
Abfall der GFR um ≥ 25% aufweisen (KDIGO 2012 Clinical Practice
Guideline for the Evaluation and Management of Chronic Kidney Disease,
Kidney Int., Suppl. 2013).
In den bedeutenden prospektiven und
kontrollierten Studien zur Progressionsverzögerung der CKD wurde
meistens eine Verdopplung des Serum-Kreatinins oder das Erreichen der
dialysepflichtigen Niereninsuffizienz als primärer klinischer Endpunkt
gewählt, weswegen dieser Endpunkt nach wie vor von der US Food and Drug
Administration (FDA) als Goldstandard bei der Beurteilung der
Nephroprotektion von Therapien und eines diagnostischen Mehrwerts von
neuen Biomarkern herangezogen wird. Allerdings ist eine Verdopplung des
Serum-Kreatinins ein relativ spätes Ereignis bei Patienten mit CKD,
sodass in letzter Zeit diskutiert wird, auch einen Abfall der GFR (z. B.
30-40%, in welcher Zeit?) als renalen Endpunkt für Studien zu
akzeptieren.
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