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Serum-Natrium und Einstellung des Dialysat-Natriums beim Dialysepatienten


In der März-Ausgabe von Nephro-News erschien die Diskussion einer rezenten Publikation von Waikar SS et al. (Am J Med 124:77-84, 2011) sowie eigener Ergebnisse von der „Dialysis Outcomes and Practice Patterns Study“ (DOPPS, Hecking M et al., Manuskript in Revision). Beide Untersuchungen konnten unabhängig voneinander belegen, dass das Serum-Natrium von Dialysepatienten invers mit Mortalität assoziiert ist (hohes Mortalitätsrisiko mit niedrigem Serum-Natrium), und dass - so zeigen die DOPPS-Daten - diese annähernd lineare Beziehung bis zu einem Bereich von ≥145 mmol/L anhält. Diese Beobachtung ist wichtig, da dem Serum-Natrium als häufigem und finanziell günstig bestimmbarem Laborparameter in Zukunft unter Umständen eine prognos­tische Rolle als Verlaufsparameter zugeteilt werden könnte.

Das Thema endet aber nicht hier. Das Dialysat-Natrium ist einer der am einfachsten modifizierbaren Dialyseparameter, und es drängt sich die Frage auf, in welcher Höhe das Dialysat-Natrium vorzuschreiben sei. Historisch gesehen war vor Einführung der Ultrafiltration in den Dialyse-Alltag eine niedrige Dialysat-Natrium-Konzentration - bei Willem Kolff von 126.6 mmol/L - und eine hohe Glukose-Konzentration (1818 mg/dL (!) bei Kolff) üblich, um Wasser und Salz mittels osmotischer Gradienten entziehen zu können (Flanigan M, Semin Dial 17:279-283, 2004).

Bereits im Jahr 1973 zeigten Port et al. in einer klinischen Studie, dass das Auftreten des Dialyse-Dysäquilibrium-Syndroms durch die Anwendung hoher Dialysat-Natrium-Konzentrationen von im Durchschnitt 144 mmol/L signifikant gesenkt werden konnte (Port F, Kidney Int 3:327-333, 1973). Das Dysäquilibrium-Syndrom, das mit Symptomen wie Übelkeit und Kopfschmerzen bis hin zu epileptischen Anfällen und Koma einhergehen kann, tritt heute nur noch sehr selten auf und wurde vor allem auf die zu schnelle Senkung der Konzentration osmotisch wirksamer Substanzen im Blut zurückgeführt, wodurch es an der Blut-Hirn-Schranke zum Aufbau eines osmotischen Gradienten und in der Folge durch Einlagerung von Wasser zum Hirnödem kommen kann. Eine breite Anwendung von höheren Dialysat-Natrium-Konzentrationen von 135-145 mmol/L ermöglichte in den 1980er Jahren durch verbesserte kardiovaskuläre Stabilität auch eine Verkürzung der Dialysebehandlungsdauer (Flanigan M, Semin Dial 17:279-283, 2004).

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Tags: nephro-news dialyse serum-natrium dialysat-natrium 

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