In memoriam Dr. med. Erwin Fleischmann

Am 30. Oktober verstarb Herr Dr. Erwin Fleischmann völlig unerwartet während des Besuchs der Jahrestagung der American Society of Nephrology in San Diego.

Erwin Fleischmann wurde in Nürnberg geboren, wo er auch seine Schulzeit verbrachte. Nach Absolvierung des Zivildienstes bei der Johanniter Unfallhilfe studierte er von 1982 bis 1988 an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg Medizin. Eine experimentelle Promotionsarbeit über den Einfluss eines Kalziumantagonisten auf den Verlauf des durch Glyzerin induzierten Nierenversagens schloss er 1989 ab. Anfang desselben Jahres begann er zunächst als Arzt im Praktikum seine Tätigkeit an der Medizinischen Klinik 4 in Nürnberg, wo er unter der Leitung von Prof. Sterzel eine breite internistische Ausbildung absolvierte. 1995 legte Herr Fleischmann das amerikanische Staatsexamen ab, und ein Jahr später erwarb er die Facharztqualifikation für Innere Medizin.

1997 wechselte er für zweieinhalb Jahre an die Division of Nephrology des University of Mississippi Medical Centers in Jackson, Mississippi, um unter der Leitung von J.D. Bower ein Fellowship in Nephrology zu absolvieren. Er arbeitete dort sowohl klinisch als auch wissenschaftlich sehr erfolgreich und begann seinerzeit, sich mit unterschiedlichen Aspekten der kardiovaskulären Morbidität und Prognose von Dialysepatienten zu beschäftigen. Unter anderem beschrieb er gemeinsam mit seinem Mentor D. Salahudeen 1999 in einer viel beachteten Arbeit erstmals den inversen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Mortalität von Patienten an der Dialyse, eine der Säulen des bis heute viel beachteten Konzepts der sogenannten „Reverse Epidemiology“ bei Nierenkranken. Ein Angebot auf eine Assistant Professorship in den USA lehnte er ab, um Anfang 2000 wieder an die Medizinische Klinik 4 zurückzukehren.

Hier erwarb er die Zusatzbezeichnung Nephrologie und war seit 2002 in vielfältiger Verantwortung als Oberarzt tätig. Neben der stationären Patientenbetreuung hat er sich in besonderer Weise und mit unermüdlichem Engagement um die ambulante Betreuung von Patienten mit Bauchfelldialyse gekümmert. Seine wissenschaftlichen Bemühungen um eine Verbesserung der Prognose von Dialysepatienten setzte er unter anderem dadurch fort, dass er im Raum Nürnberg in Kooperation mit allen Dialysezentren eine lückenlose prospektive Verlaufsbeobachtung von mehr als 800 Patienten durchführte. Diese Untersuchung war auch der Themenschwerpunkt seines laufenden Habilitationsverfahrens.

Auf Grund seiner Kompetenz, Hilfsbereitschaft und Geradlinigkeit war Erwin Fleischmann bei Patienten und Mitarbeitern gleichermaßen geschätzt. Eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit verband ihn in besonderer Weise mit dem KfH Nierenzentrum in Fürth und dem dortigen von Dr. Nikolai geleiteten Dialysemuseum. Als Botschafter der Idee einer kontinuierlichen Verbesserung der Nierenersatztherapie hat er Wanderausstellungen dieses Museums auf zahlreichen großen Kongressen mitgestaltet und begleitet.

Wir verlieren mit Erwin Fleischmann einen hervorragenden Arzt, einen außerordentlich engagierten und von uns allen hochgeschätzten, liebenswürdigen und integeren Kollegen, dessen plötzlicher Tod uns sehr betroffen gemacht hat.

Prof. Dr. med. Kai-Uwe Eckardt

Medizinische Klinik 4
Universitätsklinikum Erlangen und Klinikum Nürnberg
kai-uwe.eckardt@uk-erlangen.de