NEPHRO-News
Physiologie
Schilddrüsenhormone sind den
Katecholaminen verwandte jodierte Thyroninderivate, die für die
physiologische Funktion praktisch aller Gewebe und somit zahlreicher
Stoffwechselprozesse, inklusive Mineralstoffwechsel sowie Elektrolyt-
und Wasserverteilung zwischen verschiedenen Körperkompartimenten
essentiell sind [Yen PM, Physiol Rev 81:1097-1142, 2001; Brent GA, N
Engl J Med 331:847-853, 1994]. Das Hauptprodukt der Schilddrüse ist das
Prohormon Tetrajodthyronin (Thyroxin; T4). Die Abspaltung eines Jodatoms
vom äußeren phenolischen Ring(aktivierender Weg) oder inneren Ring
(Tyrosylring, inaktivierender Weg) katalysieren Dejodinasen
(Selenocystein enthaltende integrale Membranproteine) [Bianco AC, Endocr
Rev 23:38-89, 2002]. Die Dejodinasen Typ- 1 (D1) oder Typ-2 (D2) führen
vom 3,5,3´,5´ Tetrajodthyronin (T4) zum biologisch aktiven Hormon
3,5,3´-Trijodthyronin (T3), sowie von rT3 zu T2. Die D3 ist das
wichtigste T3 und T4 inaktivierende Enzym und schützt vermutlich die
Gewebe vor zu viel Schilddrüsenhormon.
Die Nieren spielen neben der Leber durch ihren Gehalt an
Typ-1-Dejodinase eine wichtige Rolle im (aktivierenden) Stoffwechsel der
Schilddrüsenhormone. Die Transkription der Typ-1-Dejodinase wird im
Gegensatz zur D2 durch T3 stimuliert [Toyoda N, Mol Cell Biol
15:5100-5112, 2002] und ist daher in der Hyperthyreose die wichtigste
Dejodinase. Die Nieren weisen von allen Geweben die höchste
5´-Dejodinaseaktivität auf, wobei D1 in der basolateralen Membran des
proximalen Tubulus lokalisiert ist [Lim VS, pp 1361-1367 in: Massry
& Glassock´s Textbook of Nephrology, Massry Glassock Eds. 4th Ed
2001]. Die stark lipophilen Schilddrüsenhormone zirkulieren zu über 99%
in gebundener, aber auch in sehr niedriger Konzentration in biologisch
aktiver freier Form (freies T4 0,03%, freies T3 0,3%, t/2 von T4 8 Tage,
t/2 von T3 19 h). Die Bindungsproteine haben Speicher-, Puffer- und vor
allem Transportfunktion.
Schilddrüsenhormone und Nierenfunktion
Schilddrüsenhormonstoffwechsel:
Freie Schilddrüsenhormone werden glomerulär filtriert. In weiterer Folge
wird T4 zu 65% tubulär reabsorbiert, T3 wird auch sezerniert (teilweise
aus renaler Konversion entstanden). Da der allergrößte Teil der
Schilddrüsenhormone proteingebunden ist, ist die Ausscheidung von
unverändertem Schilddrüsenhormon quantitativ marginal, lediglich beim
nephrotischen Syndrom gehen relevante Hormonmengen über den Harn
verloren. Transthyretin-gebundenes T4 dürfte über Megalin,
Albumin-gebundenes T4 möglicherweise über Megalin und Cubulin
rückresorbiert werden [Sousa MM, J Biol Chem 275:38176-38181, 2000; Birn
H, J Clin Invest 105:1353-1361, 2000]. Etwa 50% der täglich
produzierten Jodthyronine werden dejodiniert und als Thyronine oder
Essigsäureanaloga im Harn ausgeschieden [Kaptein EM, Endocr Rev
17:45-63, 1996].
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