Ein neues („orthomolekulares“) Therapieprinzip für Akuterkrankungen

„Vitamin C, die Heilung der Sepsis“ hatte Paul Marik kürzlich festgestellt. Bei 94 Patienten mit schwerer Sepsis oder septischem Schock hatte er nachgewiesen, dass eine intravenöse Gabe von 1.5 g Vitamin C alle sechs Stunden über vier Tage (in Kombination mit Hydrocortison und Thiamin) mit einer rascheren Reduktion von Vasopressoren, einer beschleunigten Erholung von Organversagen und einer verminderten Mortalität verbunden war (8.5% vs. 40.4%) (Marik P; Chest 2017; 151:1229). Diese eindrucksvollen Ergebnisse stammen zwar aus einer nicht-randomisierten Vor-Nach-Studie aus einem einzigen Studienzentrum, sollten jedoch den Weg zur Durchführung von randomisiert-kontrollierten Multizen­trumstudien (RCTs) ebnen.

Pleiotrope Funktionen von Vitamin C

Vitamin C hat eine Reihe von pleiotropen Funktionen, die alle mit seiner Rolle als Elektronen-Donator verbunden sind (Abbildung). Durch diese Elek­tronen-Donation wird ein Ascorbat-Radikal gebildet, das mit sich selbst, aber nicht sehr aktiv mit anderen Molekülen reagiert. Eine Dismutation von zwei Ascorbat-Radikalen führt zur Bildung von Ascorbat und Dehydroascorbat (DHA). DHA kann zu Ascorbat rückgebildet werden, wenn Reduktionsmoleküle, wie Glutathion oder NADH zur Verfügung stehen; wenn nicht, geht DHA im weiteren Stoffwechsel verloren.