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Sepsis bei hämato-onkologischen Patienten

Ein Fall für die Intensivstation?


Impact of recent intravenous chemotherapy on outcome in severe sepsis and septic shock patients with hematological malignancies.

Vandijck DM, Benoit DD, Depuydt PO, et al.                                                                                                 Intensive Care Med 2008; 34:847-55

Department of Intensive Care Medicine, Ghent University Hospital, De Pintelaan 185, 9000 Ghent, Belgium.

OBJECTIVE: To compare the characteristics and outcome of patients with hematological malignancies referred to the ICU with severe sepsis and septic shock who had or had not received recent intravenous chemotherapy, defined as within 3 weeks prior to ICU admission.
DESIGN AND SETTING: Retrospective observational cohort study on prospectively collected data in a medical ICU of a university hospital.
PATIENS: 186 ICU patients with hematological malignancies with severe sepsis or septic shock (2000-2006).
MEASUREMENTS AND RESULTS: There were 77 patients admitted with severe sepsis and 109 with septic shock; 91 (49%) had received recent intravenous chemotherapy. Patients with recent chemotherapy more often had a high-grade malignancy and were more often neutropenic, less often had pulmonary infiltrates, and less often required mechanical ventilation. ICU, 28-day, in-hospital and 6-month mortality rates were 33% vs. 48.4%, 40.7% vs. 57.4%, 45.1% vs. 58.9%, and 50.5% vs. 63.2% in patients with and without recent chemotherapy, respectively. Logistic regression identified four variables independently associated with 28-day-mortality: SOFA score at ICU admission, pulmonary site of infection, and fungal infection were associated with worse outcome whereas previous intravenous chemotherapy was protective at borderline significance. After adjustment with a propensity score for recent chemotherapy, chemotherapy was not associated with outcome.
CONCLUSIONS: Patients referred to the ICU with severe sepsis and septic shock complicating active chemotherapeutic treatment have better prognosis than commonly perceived.


Die intensivmedizinische Betreuung von Patienten mit malignen Erkrankungen hat in den letzten fünfzehn Jahren eine Paradigmenwechsel erfahren. Die Aufnahme hämatologischer und onkologischer Patienten auf Intensivstationen erfolgte früher in der Regel entweder postoperativ oder manchmal im Rahmen akut auftretender Komplikationen während der Therapie. Die Prognose dieser Patientengruppe wurde, wenn „ungeplant“ intensivpflichtig, als extrem schlecht eingestuft und dementsprechende Zurückhaltung in der Aufnahmepolitik an den Tag gelegt.

In den letzten Jahren wurde allerdings eine Vielzahl an Arbeiten publiziert, die Verlauf, prognostische Faktoren und Möglichkeiten der therapeutischen Intervention beschreiben und der Zurückhaltung bezüglich der intensivmedizinischen Betreuung dieser Patientengruppe viel an Boden entziehen. Dazu kommt, dass aufgrund der rasanten Entwicklung der antineoplastischen Therapien und der damit einhergehenden Verbesserung der Prognose der Druck auf die Intensivmedizin steigt, Patienten mit therapieassoziierten Komplikationen adäquat zu versorgen.

Bereits im Jahr 2000 konnte unsere Arbeitsgruppe an einer Serie von 414 Patienten zeigen, dass die ICU-Mortalität mit 47% zwar schlechter war als bei nicht hämato-onkologischen Intensivpatienten, jedoch durchaus vergleichbar den Mortalitätszahlen anderer Subgruppen schwer kranker Patienten, wie z.B. solchen mit septischem Schock oder ARDS (Staudinger T, Crit Care Med 2000; 28:1322). Diese Ergebnisse konnten in der Folge durch weitere Publikationen bestätigt werden.

Die Prognose kritisch kranker hämato-onkologischer Patienten wird nicht durch ihre Grundkrankheit determiniert, sondern durch den Schweregrad der akuten Erkrankung, die eine Aufnahme auf der Intensivstation vonnöten macht (Massion PB, Crit Care Med 2002; 30:2260 und Kress JP, AJRCCM 1999; 160:1957). Eine wesentliche neue Botschaft der letzten Jahre ist, dass man, auf dieser Erkenntnis aufbauend, den Patienten - bei erfolgreicher Behandlung auf der Intensivstation - in die durch seine Grundkrankheit bedingte Prognose zurückführen kann. Mit anderen Worten, überlebt ein Patient das akute, kritische Problem, hat er die selbe Langzeitprognose wie vor der Aufnahme auf der Intensivstation.

Zuletzt konnten auch spezifische therapeutische Interventionen definiert werden, die gerade bei hämato-onkologischen Patienten zu einer Verbesserung des Outcomes führen können, wobei vor allem die Vermeidung der Intubation durch Einsatz der nicht-invasiven Beatmung bei dieser Patientengruppe überproportional Erfolg versprechend sein dürfte (Azoulay E, Crit Care Med 2001; 29:519 und Hilbert G, NEJM 2001; 344:481).

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Tags: intensiv-news sepsis onkologie hämatologie 

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