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Intensivmedizin über den Wolken


Das wird ein langer Tag werden. Gerade hatte die EZ (Einsatzzentrale) mich telefonisch über den morgen stattfindenden Intensivtransport von Larnaka auf Cypern nach Umea in Schweden informiert; 6 Uhr Abflug und 22:30 geplante Ankunftszeit, ein junger Bursch, beatmet mit den Diagnosen Schädelhirn- und Polytrauma. Von ca. 900 Einsätzen mit den zwei Ambulance Jets der Tyrol Air Ambulance werden etwa 60 beatmete Patienten pro Jahr transportiert.

Und so bin ich um 5 Uhr in der Früh, eine Stunde vor Abflug in der EZ. Dort werden gemeinsam mit dem Arzt die gesammelten Berichte studiert, um ein möglichst genaues Gesamtbild des Gesundheitszustands des Patienten zu bekommen. Da das Pflegepersonal für die intensivmedizinische Technik zuständig ist, geht’s gleich darauf hinaus in den Hangar und in das Medizin-Zentrum der Tyrol Air Ambulance. Das Flugzeug, ein Jet vom Typ Cessna Citation V, muss noch mit einem Teil des medizinischen Equipments aufgefüllt und gecheckt werden. Anhand einer Checkliste belade ich den Jet mit dem medizinischen Rucksack, einem mobilen Ventilator, Spritzenpumpen, Intensivmonitor, Verbrauchs- und Reservematerial.

Auch muss der Sauerstoffbedarf errechnet werden. Dieser wird über das geschätzte Minutenvolumen auf die Transportzeit hochgerechnet. Das bedeutet: Eine Stunde Bodentransport auf Zypern, 1,5 Stunden in Umea und 7,5 Stunden Flugzeit inklusive Zwischenlandung ergeben 10 Stunden mobile Beatmung; 7 Liter AMV ergeben 420 Liter pro Stunde, also 4.200 l, wenn der Patient mit 100% Sauerstoff beatmet werden würde - bei einem FiO2 von 50%, steuert die Druckluft 21%, also muss der Ventilator 29% O2 zumischen, um auf die geforderten 50% FiO2 zu kommen, d. h. 30% von 4.200 = 1260 l + 50% Reserve = 1.890 l = gerundet 2.000 l). Somit genügt die Standardausrüstung des Fliegers von 5.000 l.

Aber nun geht’s endlich los. Wir starten pünktlich um 6 Uhr in Innsbruck und fliegen über den Brenner und die Südtiroler Dolomiten, deren Gipfel gerade die ersten Sonnenstrahlen abbekommen auf die Adria zu. Da wir güns­tigen Wind haben, sind wir 3 Stunden später - etwas früher als geplant - in Larnaka.

Glücklicherweise erwartet uns die Crew des Rettungsautos schon und so geht’s gleich weiter in das Krankenhaus. Zu meinem Leidwesen bricht beim Autofahren, wie so oft in diesen Ländern, das südländische Temperament durch.

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Tags: intensiv-news notfallmedizin flugrettung 

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