INTENSIV-News
Norepinephrine plus dobutamine versus epinephrine alone for management of septic shock: A randomised trial.
Annane
D, Vignon P, Renault A, et al. Lancet 2007; 370:676-84
Raymond Poincaré Hospital (AP-HP), University of Versailles Saint Quentin, PRES UniverSud, Paris, France.
BACKGROUND:
International guidelines for management of septic shock recommend that
dopamine or norepinephrine are preferable to epinephrine. However, no
large comparative trial has yet been done. We aimed to compare the
efficacy and safety of norepinephrine plus dobutamine (whenever needed)
with those of epinephrine alone in septic shock.
METHODS: This
prospective, multicentre, randomised, double-blind study was done in 330
patients with septic shock admitted to one of 19 participating
intensive care units in France. Participants were assigned to receive
epinephrine (n=161) or norepinephrine plus dobutamine (n=169), which
were titrated to maintain mean blood pressure at 70 mm Hg or more. The
primary outcome was 28-day all-cause mortality. Analyses were by
intention to treat. This trial is registered with ClinicalTrials.gov,
number NCT00148278.
FINDINGS: There were no patients lost to
follow-up; one patient withdrew consent after 3 days. At day 28, there
were 64 (40%) deaths in the epinephrine group and 58 (34%) deaths in the
norepinephrine plus dobutamine group (p=0.31; relative risk 0.86, 95%
CI 0.65-1.14). There was no significant difference between the two
groups in mortality rates at discharge from intensive care (75 [47%]
deaths vs 75 [44%] deaths, p=0.69), at hospital discharge (84 [52%] vs
82 [49%], p=0.51) and by day 90 (84 [52%] vs 85 [50%], p=0.73), time to
haemodynamic success (log-rank p=0.67), time to vasopressor withdrawal
(log-rank p=0.09) and time course of SOFA score. Rates of serious
adverse events were also similar.
INTERPRETATION: There is no
evidence for a difference in efficacy and safety between epinephrine
alone and norepinephrine plus dobutamine for the management of septic
shock.
Unser auf Blutdruckstabilisierung und Perfusionssteigerung
ausgerichtetes hämodynamisches Behandlungskonzept des septischen Schocks
stützt sich im Wesentlichen auf Katecholamine, trotz deren bekannter
Nebenwirkungen - gastrointestinale Hypoperfusion und metabolische
Störungen, Proinflammation und Kardiotoxizität -, weil wir keine
besseren Alternativen haben! Aber welches der Katecholamine sollen wir
nehmen? Die Intensivmediziner im deutschsprachigen Raum setzen vor allem
auf Dobutamin als Inotropikum der Wahl und auf Noradrenalin als
Vasopressor der Wahl, wohl wissend, dass die Evidenz dafür auf tönernen
Füßen steht. Dopamin und Adrenalin liegen dagegen aufgrund befürchteter
Nebenwirkungen bis hin zur Übersterblichkeit in unserer Gunst nicht
hoch, die Ergebnisse der SOAP-Studie [Crit Care Med 2006; 34:589]
scheinen uns Recht zu geben. Aber das sehen Intensivmediziner in anderen
Ländern wieder anders.
Können wir denn überhaupt
unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile der einzelnen
Katecholamine erwarten? Wir können, denn "Katecholamin ist nicht
Katecholamin". Wir finden
Adrenalin
unterscheidet sich vom Noradrenalin allerdings lediglich in einer
zusätzlichen Methylgruppe am Aminostickstoff ("N-ohne
Rest"-Adrenalin=Nor-Adrenalin), welche zu einer Erhöhung der Affinität
zum b2-adrenergen Rezeptor und zu einer Verminderung der Affinität zum
a1-adrenergen Rezeptor führt, während es keine Unterschiede in der
Bindung an den b1-adrenergen Rezeptor gibt. Die deutliche Steigerung des
Herzzeitvolumens unter Adrenalin im Vergleich zu Noradrenalin ist somit
- v. a. bei niedrigeren Dosierungen - durch die b2-vermittelte
Vasodilatation des Adrenalins insbesondere in den Blutgefäßen der
gestreiften Muskulatur mit konsekutiver Nachlastsenkung begründet und
beruht nicht auf einer stärkeren positiv inotropen Wirkung. Mit
steigenden Dosierungen überwiegt auch bei der Gabe von Adrenalin die
a1-vermittelte periphere Vasokonstriktion, so dass sich die Wirkungen
von Adrenalin und Noradrenalin angleichen. Ein theoretischer Vorteil des
Noradrenalins im septischen Schock könnte somit die schnellere Anhebung
des stark erniedrigten peripheren Widerstandes sein.
In Kenntnis
der spärlichen Datenlage zur (Differential-) Katecholamintherapie des
septischen Schocks ist jede sorgfältig durchgeführte, prospektive,
kontrollierte und randomisierte Studie wie die CATS-Studie ein
"Highlight" und hoch willkommen:
Annane und sein Team vergleichen im septischen Schock Adrenalin mit der Kombination von Noradrenalin/Dobutamin (bei HI £ 2,5 l x m-1 x m-2). Sie gingen von einer 60%igen Sterblichkeit aus und wollten mit der Noradrenalin-/Dobutamin-Gabe eine um 20 Absolut-Prozent niedrigere Letalität als in der Adrenalingruppe nachweisen. Das Ergebnis fiel allerdings anders aus: Mit Ausnahme einer signifikant rascheren Normalisierung der arteriellen pH- und Laktat-Werte in der Noradrenalin-/Dobutamin-Gruppe ergab sich kein signifikanter Unterschied, weder für den primären Endpunkt, die 28-Tage-Letalität (40% in der Adrenalin- und 34% in der Noradrenalin-/Dobutamingruppe) noch für die weiteren Zielkriterien wie 7-Tage-, 14-Tage- , ICU-, Krankenhaus- und 90-Tage-Letalität.
Die Autoren schlussfolgern, dass sie keine Hinweise für eine unterschiedliche Wirksamkeit und Sicherheit der Gabe von Noradrenalin/Dobutamin gegenüber Adrenalin bei Patienten mit septischem Schock sehen.
Sind wir jetzt mit den Ergebnissen der CATS-Studie auf diesem Sektor "klüger"? Die Antwort lautet "Ja und Nein"!
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Tags: intensiv-news sepsis septischer schock adrenalin noradrenalin
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