Themen der aktuellen Ausgaben

 

Burnout

Schlagwort oder Realität an Intensivstationen?


High level of burnout in intensivists: Prevalence and associated factors.

Embriaco N, Azoulay E, Barrau K, et al.                                                                                      Am J Respir Crit Care Med 2007; 175:686-92

Medical Intensive Care Unit, Hôpital Sainte-Marguerite Teaching Hospital, Université de la Méditerranée, Marseille 13009, France.

RATIONALE: Professional burnout is a psychological syndrome arising in response to chronic interpersonal stressors on the job. There is the perception that intensivists are particularly exposed to stress because lives are literally in their hands.
OBJECTIVE: To evaluate the prevalence and associated factors (patients or organization) of burnout among physicians working in intensive care units (ICUs) (including interns, residents, fellows, and attending physicians).
METHODS: A 1-day national survey was conducted in adult ICUs in French public hospitals.
MEASUREMENTS: The level of burnout was evaluated on the basis of the Maslach Burnout Inventory (MBI).
MAIN RESULTS: A total of 189 ICUs participated and 978 surveys were returned (82.3% response rate). A high level of burnout was identified in 46.5% of the respondents. Ordinal logistic regression showed that female sex (odds ratio, 1.58; 95% confidence interval, 1.09 to 2.30) was independently associated with a higher MBI score. Whereas no factor related to the severity of illness of patients was retained by the model, organizational factors were strongly associated with a higher MBI score. Workload (the number of night shifts per month, a long period of time from the last nonworking week, night shift the day before the survey) and impaired relationships (such as conflict with another colleague intensivist, and/or with a nurse) were the variables independently associated with a higher MBI score. In contrast, the quality of the relationships with chief nurses and nurses was associated with a lower MBI score.
CONCLUSIONS: Approximately one-half of the intensivists presented a high level of burnout. Organizational factors, but not factors related to the patients, appeared to be associated with burnout.

Der Begriff "Burnout” hat schon seit langem Eingang in den allgemeinen Sprachschatz gefunden, ist aber trotz oder gerade wegen seiner inflationären Verwendung verschwommen geblieben. Darüberhinaus ist die im Alltag mit dem Begriff verbundene Bewertung offensichtlich ambivalent. Nicht selten scheint der Hinweis auf eine "Burnout-Gefährdung" nahezu als auszeichnendes Prädikat in einer extrem und exklusiv leistungsorientierten Gesellschaft zu gelten.

Der ernste Inhalt des Problems ist jedoch unübersehbar. In einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise bezeichnet "Burnout" einen Zustand der emotionalen Erschöpfung, Depersonalisierung und subjektiv wahrgenommener Reduktion der persönlichen Leistungsfähigkeit. Unter dem besonders relevanten Muster der "Depersonalisierung" wird im Wesentlichen eine Verhaltensänderung hin zu emotionaler Distanziertheit, negativer Einstellung und Zynismus verstanden.

Mit den erwähnten Charakterisierungen sind bereits auch die 3 Domänen eines weithin gebräuchlichen Messinstruments (Maslach-Burnout-Inventar = MBI) für die Ausprägung eines Burnouts bzw. die Gefährdung, ein Burnout zu erleiden, beschrieben. Unter Verwendung des MBI kann somit eine Kategorisierung in Risikogruppen der Burnoutgefährdung vorgenommen werden. Naturgemäß kann es dabei keine Null-Risiko-Gruppe geben. Es ist weiters auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Versuch einer Messung der Burnoutgefährdung oder -ausprägung jeweils nur ein Blitzlicht auf einen dynamischen Prozess werfen kann und keine absolute Feststellung eines Zustandes ergibt. Eine wesentliche Eingrenzung besteht schließlich darin, dass sich der Begriff Burnout im Unterschied zur Depression ausschließlich auf den Kontext Arbeit bezieht und somit nicht losgelöst von Inhalt und Bedingungen der jeweiligen Tätigkeit gesehen werden kann.

Es ist seit langem bekannt, dass die hohen emotionalen Anforderungen in Gesundheitsberufen mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten eines Burnouts einhergehen. Nachdem ein Burnout auf eine Unausgeglichenheit zwischen Anspruch und Anforderung sowie den zur Bewältigung dieser Anforderung zur Verfügung stehenden Ressourcen hinweist, sind gerade Menschen, die besonders hohe Erwartungen an sich selbst stellen, auch besonders gefährdet.

Die Intensivmedizin stellt nahezu exemplarisch einen Bereich dar, in dem hohe Ansprüche der handelnden Akteure und von außen herangetragene maximale Erwartungen zusammentreffen. Das Auftreten verschiedener Stressoren, wie Umgang mit Sterbenden und deren Angehörigen, Zeitdruck, ständige Alarmbereitschaft, Triage und Prognosebeurteilung, Informationsfülle oder -mangel, komplexe soziale Interaktionen, Kooperation in großen interprofessionalen Teams, betrifft alle intensivmedizinisch tätigen Berufsgruppen und ist gleichzeitig auch die zentrale Herausforderung für die nur gemeinsam mögliche Bewältigung dieser schwierigen Aufgaben.

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: intensiv-news burnout 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere