INTENSIV-News
Incidence and prognosis of early hepatic dysfunction in critically ill patients--a prospective multicenter study.
Kramer
L, Jordan B, Druml W, et al. Crit
Care Med 2007; 35:1099-104
Department of Medicine IV, Core Unit
for Medical Statistics and Informatics, Medical University of Vienna,
Vienna General Hospital, A-1090 Vienna, Austria.
OBJECTIVE:
In critically ill patients, hepatic dysfunction is regarded as a late
organ failure associated with poor prognosis. We investigated the
incidence and prognostic implications of early hepatic dysfunction
(serum bilirubin >2 mg/dL within 48 hrs of admission).
DESIGN: Prospective, multicenter cohort study.
SETTING: Thirty-two medical, surgical, and mixed inten-sive care units.
PATIENTS: A total of 38,036 adult patients admitted consecutively over a period of 4 yrs.
INTERVENTIONS: None.
MEASUREMENTS
AND MAIN RESULTS: Excluding patients with preexisting cirrhosis (n =
691; 1.8%) and acute or acute-on-chronic hepatic failure (n = 108,
0.3%), we identified 4,146 patients (10.9%) with early hepatic
dysfunction. These patients had different baseline characteristics,
longer median intensive care unit stays (5 vs. 3 days; p < .001) and
increased hospital mortality (30.4% vs. 16.4%; p < .001). Hepatic
dysfunction was also associated with higher observed-to-expected
mortality ratios (1.02 vs. 0.91; p < .001). Multiple logistic
regression analysis showed an independent mortality risk of hepatic
dysfunction (odds ratio, 1.86; 95% confidence interval, 1.71-2.03; p
< .001), which exceeded the impact of all other organ dysfunctions. A
case-control study further confirmed these results: Patients with early
hepatic dysfunction exhibited significantly increased raw and
risk-adjusted mortality compared with control subjects.
CONCLUSIONS:
Our results provide strong evidence that early hepatic dysfunction,
occurring in 11% of critically ill patients, presents a specific and
independent risk factor for poor prognosis.
Die Leber ist ein traditionell "übersehenes" Organ der Intensivmedizin.
Klare diagnostische Kriterien ihrer Dysfunktion fehlen; therapeutische
Interventionen sind kaum durch randomisierte Studien abgesichert. Selbst
die Rolle extrakorporaler Leberunterstützung ist nach beinahe 50 Jahren
noch nicht klar. Dabei identifizierte eine österreichischen
Multicenterstudie die frühe Leberdysfunktion als den bedeutsamsten
mortalitätsrelevanten Faktor, selbst nach Korrektur für andere
Organversagen (Kramer L; Crit Care Med 2007; 35:1099, Abbildung 2). Eine
frühzeitige Erkennung von Leberfunktionsstörungen ist daher essentiell,
um Progressionsfaktoren zu identifizieren bzw. zu vermeiden (Tabelle
1).
Leberdysfunktion erkennen - aber wie?
Zur
Quantifizierung der unterschiedlichen Leberfunktionen stehen einige
Routineparameter im Serum zur Verfügung. Physikalische und bildgebende
Untersuchungsmethoden sind bei kritisch kranken Patienten nicht immer
aussagekräftig.
Manifester Ikterus deutet auf eine fortgeschrittene Leberdysfunktion;
wobei der Anstieg des Bilirubins im Serum oft langsam erfolgt.
Bilirubin-basierte Prognosescores wie SAPS oder SOFA erfassen das
Leberversagen daher erst 48-72 Stunden nach den anderen
Organdysfunktionen (Moreno R; Intensive Care Med 1999; 25:686). Trotzdem
ist das Leberversagen kein "spätes" Organversagen. So tritt die Störung
der Gallensekretion experimentell bereits unmittelbar nach
Endotoxinadministration auf (Utili R; Gastroenterology 1976; 70:248).
Auch in der genannten Studie an 38.036 österreichischen
Intensivpatienten zeigte sich die frühe Leberdysfunktion mit 11%
unerwartet häufig. Von allen Lebersynthesemarkern erlauben die Vitamin
K-abhängigen Gerinnungsfaktoren die genaueste Beurteilung; die initiale
Substitution von Vitamin K wird empfohlen. Ein fehlender Anstieg des
Quickwerts kann einen Hinweis auf Fibrose/Zirrhose darstellen.
Quickwerte < 50% bei Serumbilirubin >5mg/dl identifizierten
bereits 5 Tage nach Leberresektionen Risikopatienten mit >50%
Mortalität (Balzan S; Ann Surg 2005; 242:825).
Welche Leberdysfunktionen sind relevant?
Die
Leberdysfunktion bei kritisch kranken Patienten ist uneinheitlich
definiert, (Pastor & Suter, Anesth Analg 1999; 89:344). Die meisten
Störungen werden auch durch spezifische Laborparameter nicht ausreichend
erfasst, sodass neuere Studien pragmatisch einen Serum-Bilirubinwert
> 2mg/dl verwenden. Das unterschiedliche Versagen metabolischer,
immunologischer und zirkulatorischer Aufgaben der Leber verursacht
klinisch unterschiedliche Probleme. Der enge anatomisch-funktionelle
Zusammenhang der Leber mit Darm, Herz und Lunge führt auch zu klinisch
relevanten direkten Interaktionen, vor allem bei beatmeten Patienten.
Die Leberdysfunktion erhöht auch das Risiko für ein akutes
Nierenversagen. "Intensivmedizinische" Leberdysfunktionen werden meist
in cholestatische, hepatozelluläre und Mischformen eingeteilt.
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