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Man sagt: "Die Hoffnung stirbt zuletzt!"

Über die Identifikation eines Pflegeteams mit einer apallischen Patientin


Bei der Pflege von Langzeitpatienten verändert sich allmählich das Mitempfinden und daraus resultierend die Motivation der Pflegepersonen. Allmählich wird eine starke emotionale Bindung zum Patienten aufgebaut. Herkömmliche Kompensationsmechanismen, wie strikte Trennung von Arbeit und Privatsphäre oder Entlastungsgespräche im Team, versagen. Mit der Zeit geht das Distanzgefühl zum Patienten verloren. Die Pflegenden beginnen, ohne dass es ihnen bewusst ist, mit dem Patienten "mit zu leiden", ein Abschalten nach dem Dienst ist oft nicht mehr möglich. So begegnet ihnen dieser Patient weit ab von der Arbeit in Alltagssituationen und Träumen wieder. Dies kann so weit führen, dass es von Seiten mancher Pflegepersonen zur Ablehnung des Langzeitpatienten kommt.

Mit den Worten: "Ich kann dieses Zimmer nicht mehr betreten" oder: "Ich kann dieses Leid nicht mehr ertragen" kann sich die Übernahme des Patienten schwierig gestalten. Das Mitleiden mit ihm und seinem Schicksal hat das Maß an Erträglichem überschritten.

Mit diesem Artikel möchte ich die emotionalen Veränderungen des Pflegeteams der Intensivstation für Brandverletzte in Wien an Hand eines Fallbeispiels darstellen. Die Stellungnahmen einzelner Pflegepersonen wurden in Form von Interviews erhoben.

Fallbeispiel

Im August 2004 wurde an der Intensivstation für Brandverletzte im AKH-Wien eine 21-jährige Patientin aufgenommen, die im Zuge einer Kletteraktion auf einen Güterwaggon in einen Lichtbogen geraten war. Zum Zeitpunkt der Aufnahme ahnte noch niemand, dass unsere Station für die folgenden 8 Monate eine Art neues zu Hause für diese Patientin werden sollte.

Die meisten von uns, ich eingeschlossen, hatten bis dahin kaum Erfahrung im Umgang mit Langzeitpatienten und so wurde die Betreuung dieser Patientin zur echten Herausforderung für das gesamte Pflegeteam. Viele meiner KollegInnen waren nur 2 – 3 Jahre älter als die Patientin. Das führte zu einem hohen Identifikationsgrad mit dieser jungen Frau.

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Tags: intensiv-news pflege neurologie apallisches syndrom 

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