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Critically ill - Critically poor

Intensivtherapie in der Mongolei


Intensivpflege bedeutet oft hohen technischen, medikamentösen und finanziellen Aufwand in einem sauberen Umfeld. Dieses Verständnis beschränkt sich jedoch vor allem auf Erste Welt Länder, in der Dritten Welt ist dies lediglich den Reichen vorbehalten.

07.00 Uhr morgens: Oberschwester Tyyl geht mit den diensthabenden Schwestern zur Pflegevisite. Es folgt ein kurzer Rapport über die letzten 24 Stunden, Probleme und Maßnahmen werden diskutiert. Dann wird der Patient noch kurz zur Seite gedreht. Hat der Patient eine neue Rötung (Dekubitus Grad 1), fällt für die verantwortliche Schwester die Gratifikation Ende des Jahres aus.

Im Unterschied zu einer Intensivstation in Mitteleuropa liegen Patienten hier jedoch nicht auf Therapiematratzen, sondern auf teilweise nur 3 cm dickem, mit brüchigem Leder überzogenem Schaumstoff.

Der Verlust der Gratifikation schmerzt sehr. Beträgt das monatliche Einkommen einer Krankenschwester doch nur 70.000 Tugrik (ungefähr 70,- US-Dollar). Im Vergleich dazu kostet eine 2-Zimmerwohnung in einem alten russischen Plattenbau ca. 200.000 Tugrik, Betriebskosten exklusive. 2005 waren rund 80 Mitarbeiter des Universitätsspitals Nr. 1 obdachlos. Rund 2/3 des Pflegepersonals lebt in Unterkünften ohne fließendes Wasser.

Wasser, das wie Sauerstoff und Strom auch oft in der Klinik fehlt. Wenn im Sommer in den Wärmekraftwerken, welche die ganze Stadt mit Warmwasser versorgen, die Rohre gewartet werden, fällt oft für Stunden bis Tage das Wasser aus. Auch Stromausfälle passieren regelmäßig und führen zu einem heillosen Chaos auf der Station. Die Akkus der alten Geräte funktionieren kaum noch - wie auch das Notstromaggregat. An Frequenz werden Stromausfälle nur von Ausfällen der Gasversorgung übertroffen - sei es durch leere Sauerstoffflaschen, durch einen verklemmten Gashahn oder einen altersschwachen Kompressor.

Nach der Pflegevisite folgt die ärztliche Visite. Gewaschen wurden die Patienten schon im Nachtdienst. Sauberer sehen sie jedoch nur für ein geschultes Auge aus. Die Laken sind an vielen Stellen löchrig, mit braunen und gelben Flecken übersät. Die Kissen und Decken verströmen an heißen Tagen einen undefinierbaren, süßlichen Geruch, der von den Ausscheidungen und Sekreten früherer Patienten stammt.

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Tags: intensiv-news intensivtherapie mongolei 

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