INTENSIV-News
Auch heute noch wird im akuten respiratorischen Versagen zunächst eine
kontrollierte maschinelle Beatmung angewendet, um die alveoläre
Ventilation und Atemarbeit des Patienten komplett zu übernehmen bis die
zugrunde liegende respiratorische Funktionsstörung beseitigt oder
gebessert ist. Die Kriterien für die Beendigung der maschinellen
Beatmung basieren vorwiegen auf der klinischen und oft auch subjektiven
Beurteilung durch den behandelnden Intensivmediziner oder auf den immer
öfter propagierten standardisierten Entwöhnungsprotokollen. Die
Entwöhnung von der maschinellen Beatmung selbst erfolgt entweder über
Spontanatemversuche mittels T-Stück respektive Continuous Positive
Airway Pressure (CPAP) oder über einer graduellen Reduktion der
maschinellen Ventilation durch Einsatz von assistierenden
Beatmungsverfahren wenn Patienten eine unassistierte Spontanatmung nicht
oder nicht ausreichend lange tolerierten. Obgleich die eine
Spontanatmung unterstützenden Beatmungsverfahren initial entwickelt
wurden, um die Entwöhnung von der maschinellen Beatmung zu
beschleunigen, werden diese nun immer mehr als primäre
Beatmungsverfahren selbst bei Patienten in der akuten Phase der
pulmonalen Dysfunktion eingesetzt.
Bedeutung der erhaltenen Spontanatmung für die regionale Ventilation
Schon
Froese und Bryan zeigten anhand radiologischer Untersuchungen während
reiner Spontanatmung und kontrollierter maschineller Beatmung eine
unterschiedliche Verteilung der Ventilation (Anesthesiology 1974;
41:242). Ist das Zwerchfell relaxiert so wird es, bedingt durch das
Gewicht des abdominellen Kompartments, nach kranial verlagert und das
maschinelle Tidalvolumen bevorzugt in die anterioren Lungenregionen, die
eine geringere Perfusion aufweisen, verteilt. Dies führt selbst bei
lungengesunden Patienten unter maschineller Beatmung im Vergleich zur
Spontanatmung zu minderbelüfteten respektiven atelektatischen
Lungenarealen in den dorsalen, zwerchfellnahen Lungenregionen verbunden
mit einer Zunahme der venösen Beimischung, des Ventilations-Perfusions
(VA/Q) Missverhältnisses und einer Abnahme der arteriellen
Oxygenierung. Daher sollte eine Spontanatmung unter maschineller
Beatmung minder- oder nicht belüfteten Lungenarealen in den posterioren
Lungenarealen und der daraus resultierenden Gasaustauschstörung
entgegenwirken (Putensen; Curr Opin Crit Care 2002; 8 51).
Computertomographien bei Patienten mit akutem Lungenversagen (Acute
Respiratory Distress Syndrome; ARDS) zeigen eine Zunahme der
radiologischen Dichte primär in den abhängigen Lungenarealen, die
kollabierten Alveolen entsprechen, während nicht abhängige Lungenareale
gut belüftet imponieren. Der intrapulmonale Shunt korreliert mit der
Masse der nicht belüfteten Lungenareale und erklärt die schwere
arterielle Hypoxämie. Ursachen für den Alveolarkollaps in den abhängigen
Lungenarealen sind eine Zunahme des Gewichtes der Lunge durch das
interstitielle Ödem, der Herzgröße und des Herzgewichtes, eine gestörte
Surfactantfunktion und eine Verschiebung des Zwerchfells infolge eines
erhöhten abdominellen Druckes nach kranial bevorzugt in den abhängigen
Lungenarealen. Diese Verlagerung des Zwerchfells ist insbesondere bei
Patienten mit extrapulmonal induziertem ARDS, die hohe intraabdominelle
Drücke aufweisen können, ausgeprägt. Eine erhaltene Spontanatmung sollte
durch die Zwerchfellkontraktion dem Alveolarkollaps entgegenwirken und
dadurch die Ventilation der abhängigen Lungenareale und das VA/Q
Verhältnis verbessern (Putensen; Am J Resp Crit Care Med 1999;
159:1241). Diese Annahme wird durch computertomographische Befunde bei
anästhesierten Patienten gestützt, die eine Verbesserung der Ventilation
von gut perfundierten Lungenarealen durch Stimulation des Nervus
phrenicus zeigen.
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Tags: intensiv-news pneumologie lungenversagen spontanatmung
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