INTENSIV-News
Anämie ist ein häufiger Befund bei Intensivpatienten und führt zu einem
hohen Verbrauch an Blutkonserven. Bereits bei Aufnahme auf die
Intensivstation haben mehr als die Hälfte und innerhalb weniger Tage der
Intensivbehandlung über 90% der Patienten erniedrigte
Hb-Konzentrationen. Neben einer vorbestehenden Anämie können während der
Intensivtherapie operative Eingriffe, diagnostische Blutentnahmen und
Blutungsepisoden zu anhaltendem Blutverlust beitragen. In der Regel
reichen diese offensichtlichen Verluste aber bei weitem nicht aus, um
den Gesamtblutverlust, der mehrere Liter betragen kann, zu erklären (von
Ahsen et al., Crit Care Med. 1999). Die Bedeutung der diagnostischen
Blutabnahmen kann je nach Vorgehensweise auf der Intensivstation
erheblich schwanken, erklärt aber in der Regel weniger als ein Drittel
des Gesamtverlustes. Mögliche weitere Ursachen sind eine verkürzte
Erythrozytenlebensdauer und okkulte gastrointestinale Verluste.
Gerinnungsstörungen und die häufige Gabe von Antikoagulantien können
dazu beitragen. Patienten mit akutem Nierenversagen haben häufig einen
besonders hohen Transfusionsbedarf, der sich vermutlich zum Teil durch
Verluste im Rahmen extrakorporaler Nierenersatzverfahren erklärt.
Inadäquate Erythropoese
Unabhängig
von den Ursachen eines anhaltenden Blutverlustes kommt es vor allem
aber auch zu keiner, dem Grad der Anämie entsprechenden Steigerung der
Blutneubildung. Erkennbar ist dies an einem fehlenden Anstieg der
Retikulozytenzahlen. Für die unzureichende Neubildungsrate roter
Blutzellen lassen sich im Wesentlichen drei Gründe identifizieren:
Erstens
steigt die endogene Erythropoietin (EPO) - Produktion nicht in dem Maße
an, wie es für den Grad der Anämie physiologischerweise zu erwarten
ist. Die sauerstoffabhängige Steigerung der EPO Produktion ist
entscheidend, um bei gesteigertem Blutverlust die Neubildung
kompensatorisch zu erhöhen. Inadäquat niedrige EPO Spiegel finden sich
bei kritisch kranken Patienten unabhängig davon, ob ein Nierenversagen
vorliegt.
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