Diagnosis of metabolic acid-base disturbances in critically ill patients.

Der Säure-Basen-Haushalt kann klassischerweise mit Hilfe zweier diagnostischer Systeme interpretiert werden:

1. versucht man durch Erfassung von Änderungen der Bikarbonat-Konzentration und der Anionenlücke,
2. durch die Beurteilung des Basenexzesses Einblick in dessen Störungen zu gewinnen.

Beide Systeme berücksichtigen allerdings nicht Veränderungen in "Nichtbikarbonat-Puffersystemen". In diesem Zusammenhang wären Plasmaproteine und anorganisches Phosphat zu nennen.

Eine dritte Möglichkeit, den Säure-Basen-Haushalt zu beschreiben, wurde vor mehr als 15 Jahren von Peter Stewart publiziert. Es werden dabei die Prinzipien der physikalischen Chemie, die Elektroneutralität und die Erhaltung der Masse betreffend, angewendet. Die Konzentration der Protonen (H+ Ionen) in wässrigen Lösungen, wie sie auch im lebenden Organismus intrazellulär und extrazellulär vorliegen, wird durch die Dissoziation von Wasser bestimmt; d. h. Veränderungen in der H+ Konzentration sind nicht das Resultat einer Zugabe oder Entfernung von Protonen, sondern der Dissoziation von Wasser. In reinem Wasser muss den Prinzipien der Elektroneutralität entsprechend die H+ und OH-Ionen Konzentration gleich groß (10-7 mol/l) sein. In elektrolythältigen Flüssigkeiten, wie es biologische Flüssigkeiten naturgemäß sind, wird die Wasserdissoziation noch durch die Differenz der starken Ionen (SID = strong ion difference), den Partialdruck des Kohlendioxid (pCO2) und durch die Konzentration an nichtflüchtigen schwachen Säuren (ATOT) beeinflusst.