Zusatzweiterbildung zum Ernährungsmediziner:

Erste Landesärztekammern verabschieden erweiterte Weiterbildungsordnung 

Eine aktuelle Auswertung von Krankenhaus- und Pflegeheim-Daten zur Ernährungssituation in deutschen Einrichtungen zeigt: In deutschen Krankenhäusern besteht ein deutliches Defizit an ernährungsmedizinischer Fachkompetenz; es fehlt an Ernährungsmedizinern (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. 2019; 14. DGE-Ernährungsbericht. Vorveröffentlichung Kapitel 2). In medizinischen Ausbildungscurricula von Studierenden und Fachärzten werden ernährungsmedizinische Themen bisher nur unzureichend abgedeckt.

Im Herbst 2019 hat die Ärztekammer Bremen als erste Landesärztekammer die Zusatzweiterbildung „Ernährungsmedizin“ in die Weiterbildungsordnung des Landes übernommen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM), der Berufsverband der Deutschen Ernährungsmediziner e.V. (BDEM) und die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e.V. (DAEM), die sich seit vielen Jahren gemeinsam für die bundesweite Etablierung der Zusatzweiterbildung zum Ernährungsmediziner einsetzen, begrüßen diesen Schritt.
2018 hatte die Bundesärztekammer die neue (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) einstimmig verabschiedet. In diesem Zuge wurde die Zusatzweiterbildung „Ernährungsmedizin“ neu aufgenommen.

Der Empfehlung der Bundesärztekammer, die Zusatzausbildung in die Weiterbildungsordnungen der Länder zu übernehmen, ist als erstes die Ärztekammer Bremen gefolgt: Ihre Delegiertenversammlung verabschiedete am 9. September 2019 die neue, ergänzte Weiterbildungsordnung für Ärztinnen und Ärzte im Lande Bremen. Die Weiterbildungsordnung wird zum 1. Juli 2020 in Kraft treten (Ärztekammer Bremen 2019; www.aekhb.de/data/mediapool/ae_wb_neue_wbo_2019.pdf).

„Als ernährungsmedizinische Organisationen begrüßen wir diesen Schritt sehr und hoffen, dass die anderen Landesärztekammern bald nachziehen“, so Priv.-Doz. Dr. med. Frank Jochum, Präsident der DGEM. Für die ernährungsmedizinische Versorgung in Deutschland stellt die Zusatzweiterbildung zum Ernährungsmediziner einen wichtigen Schritt dar: Sie wertet nicht nur die interdisziplinäre Fachrichtung der Ernährungsmedizin auf, sondern trägt auch dazu bei, mehr Ärzte für die Ernährungsmedizin zu gewinnen und ernährungsmedizinisches Wissen in der Breite besser zu verankern. Das kommt ganz unmittelbar den Patienten zugute.

Zum Ernährungsmediziner können sich Ärzte und Ärztinnen weiterbilden, die bereits über eine Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung wie der Allgemeinmedizin, Neurologie, Chirurgie, Kinder- und Jugendmedizin oder internistischen Medizin verfügen. Die Zusatzweiterbildung umfasst 100 Stunden Kurs-Weiterbildung zu ernährungsmedizinischen Themen sowie 120 Stunden Fallseminare unter Supervision. Inhalte der Zusatzweiterbildung sind Grundlagen der Ernährungsmedizin, die ernährungsmedizinische Prävention und die ernährungsmedizinische Therapie – wie die Ernährung des kritisch Kranken in der Intensivmedizin.  

Mittlerweile haben weitere Landesärztekammern die neue Weiterbildungsordnung verabschiedet, zum Beispiel Berlin, Bayern und Rheinland-Pfalz.

Ernährungsmanagement in der Pflege:
DGEM zertifizierter Kurs startet im März 

In der Ausbildung und im Studium der medizinischen und pflegerischen Berufsbilder wird die Ernährung von Gesunden und Kranken nur am Rande behandelt. Damit Pflegende aktiver am Ernährungsmanagement teilnehmen können, hat die DGEM ein Fortbildungscurriculum für examinierte Pflegefachkräfte herausgegeben. Beginnend im März 2020 veranstaltet die EGZB Akademie, Berlin in Kooperation mit der DGEM die 

Fortbildung
„Fachexperte Ernährungsmanagement in der Pflege“
40 Stunden-Kurs: Ernährungsmanagement in der Pflege, EGZB Akademie, Berlin in Kooperation mit der DGEM e. V.

Termine:
30.03.–03.04.2020
26.10.–30.10.2020
www.dgem.de/pflege-und-assistenzpersonal

Wie eine Integration des DGEM Curriculums erfolgreich funktionieren kann, demonstrieren die Kreiskliniken Reutlingen: In Reutlingen fand 2019 bereits der zweite Reutlinger Basisfachkurs „Ernährungsmanagement und Pflege“ statt. Der von der DGEM zertifizierte Kurs vermittelte an insgesamt drei ausgefüllten Tagen Basisfachwissen zu verschiedenen Bereichen des Ernährungsmanagements, wie ihn die Pflegefachkräfte tagtäglich erleben und verantworten.

In Anbetracht des Fachkräftemangels in der Pflege wurde in Reutlingen vor zwei Jahren eine Kurzform des DGEM Curriculums weiterentwickelt. Denn eine Freistellung der Pflegekräfte für zwei bis drei Tage ist eher möglich, als Mitarbeiter länger von der Station zu entbehren. So hat das Klinikum Reutlingen im vergangenen Jahr 17 Pflegekräfte freigestellt. Ohne Patientenklingeln, Telefonanrufe, piepsende Infusionsgeräte oder Anfragen aus der zentralen Notaufnahme konnten sich die Teilnehmer mit der Ernährungsproblematik im klinischen Alltag auseinandersetzen, sich in verschiedene Problematiken hineindenken und mit ihrem täglichen Alltag vergleichen. Auch 2020 werden die Kreiskliniken Reutlingen den Basisfachkurs anbieten.

 Ihre DGEM e.V. Geschäftsstelle