Hat eine Ernährungstherapie im Krankenhaus wirklich einen Einfluss auf die Sterblichkeit?

Bis zu einem Drittel der internistischen Patientinnen und Patienten sind bei Spitaleintritt mangelernährt oder weisen ein erhöhtes Risiko für eine Energie- und Proteinmangelernährung auf (Imoberdorf R; Clin Nutr 2010; 29:38). Die Mangelernährung ist assoziiert mit einer erhöhten Mortalität, erhöhten Komplikationsraten, einem verlängerten Spitalaufenthalt und somit ein durchaus bedeutender krankheitsrelevanter Faktor mit hoher gesundheitsökonomischer und gesundheitspolitischer Relevanz (Felder S; Nutrition 2015; 31:1385). Es erstaunt deshalb umso mehr, wie wenig in das Thema Mangelernährung investiert wird, sowohl von Seiten der Ärzteschaft, der Pflegenden, der Spitalleitungen, der Gesundheitspolitik als auch der Pharmaindustrie. Das fehlende Bewusstsein für den Risikofaktor Mangelernährung hat vielfältige Gründe. Einerseits ist das Wissen und das Interesse der Ärzteschaft und Pflegenden im Hinblick auf das Thema klinische Ernährung nicht ausreichend, andererseits ist die Ernährungsberatung als Fachkompetenz in diesem Bereich nicht in allen Spitälern gleich stark positioniert und fehlt in anderen Institutionen, wie z. B. Altersheimen, fast gänzlich.

Zudem ist problematisch, dass die klinische Ernährung keinem Fachgebiet klar zugeordnet ist und so der Mangelernährung als Begleitproblem häufig zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wegen der zeitlichen Differenz zwischen ernährungstherapeutischer ­Intervention und Resultat werden die Komplikatio­nen einer Mangelernährung in ihrer vollen Tragweite häufig erst nach Spitalaustritt sichtbar, womit während des Spitalaufenthaltes die Dringlichkeit dieser Problematik verkannt wird.