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Wie viel „Energie“ braucht der Intensivpatient?


The tight calorie control study (TICACOS): A prospective, randomized, controlled pilot study of nutritional support in critically ill patients.

Singer P, Anbar R, Cohen J, et al.                                                        Intensive Care Med 2011; 37:601-9

Department of General Intensive Care, Rabin Medical Center, Campus Beilinson, 49100, Petah Tikva, Israel.


Permissive underfeeding and intensive insulin therapy in critically ill patients: A randomized controlled trial.

Arabi YM, Tamim HM, Dhar GS, et al.                                                        Am J Clin Nutr 2011; 93:569-77

Department of Intensive Care Medicine, King Abdulaziz Medical City, King Saud Bin Abdulaziz University for Health Sciences, Riyadh, Saudi Arabia.


Kaum zu glauben, aber es ist eine Tatsache, dass die erste und grundlegendste Frage, die zu stellen ist, wenn ein Intensivpatient künstlich ernährt werden soll, die Frage, was die optimale Energiezufuhr darstellt, auch nach Jahrzehnten klinischer Ernährungsforschung ungeklärt ist. Mit der breiteren Einführung der künstlichen Ernährung in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in die klinische Medizin wurde diese auch als „Hyperalimentation“ bezeichnet. Damals wurde einerseits der tatsächliche Energieverbrauch der Patienten krass überschätzt, andererseits war man wohl der Meinung: „Viel ist gut, mehr ist besser“. So wurden Zufuhrraten von einem Mehrfachen des basalen Energieumsatzes (bis > 50 kcal/kg/Tag) empfohlen.

Bald aber ist klar geworden, dass bei Akuterkrankungen der Energiebedarf nicht so stark erhöht ist, wie ursprünglich angenommen. Andererseits hat sich auch gezeigt, dass eine überhöhte Energiezufuhr mit schwerwiegenden, auch lebensbedrohlichen Komplikationen verbunden ist. Dazu gehört die Leberverfettung, die Hyperkapnie mit der Behinderung der Entwöhnung vom Respirator, die Steigerung der Infektionsrate, die Hyperthermie, auch metabolische Nebenwirkungen, wie die Hyperglykämie und die Hypertriglyceridämie und – zumindest im Tierversuch – auch eine Verschlechterung der Überlebensrate (z. B. Dissanaike S, Crit Care 2007; 11:R114).

Einer der „Mega-Trends“ der künstlichen Ernährung der letzen beiden Jahrzehnte war daher die kontinuierliche Reduktion der Empfehlungen für die Zufuhr von Energiesubstraten. Die meisten nationalen und internationalen Gesellschaften sind inzwischen bei einer Empfehlung zwischen 20 kcal/kg/Tag bei älteren und 25 kcal bei jüngeren (Intensiv-) Patienten angelangt (siehe ESPEN; Singer P, Clin Nutr 2009; 28:387; ASPEN-Guide­lines; Martindale RG, Crit Care Med 2009; 37:1757).

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Tags: nutrition-news ernährung intensivmedizin hyperkalorisch 

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