NEPHRO-News
Die Entwicklung einer Immuntoleranz als klinisches Ziel in der
Transplantationsmedizin hat unverändert hohe Bedeutung. Während
immunsuppressive Therapien nach wie vor die Grundlage für die Vermeidung
von Abstoßungsreaktionen darstellen, könnte die Etablierung einer
langfristigen Immuntoleranz gegenüber Transplantaten die Notwendigkeit
lebenslanger Medikation und dadurch auch die mit ihnen einhergehenden,
teils schweren Nebenwirkungen eliminieren (Abb. 1) (Mayrdorfer M; J Am
Soc Nephrol 2021; 32:1513). Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die
Diskrepanz zwischen der Anzahl verfügbarer Organe und der tatsächlichen
Anzahl an PatientInnen auf der Warteliste aus, sondern erhöht
gleichzeitig auch die Lebensqualität, sowohl psychisch als auch
physisch, der transplantierten PatientInnen erheblich.
Vorweg jedoch:
Toleranz ist hier nicht gleich Toleranz. Während die spontane Toleranz
natürlich und ohne jegliche spezielle Behandlung, aber dafür sehr selten
und unvorhersehbar auftritt (in ca. 1:3000 aller NierenempfängerInnen),
geht es bei der eigentlichen Toleranzforschung in der Transplantation
primär um das aktive Herbeiführen einer Spender-spezifischen Toleranz
(Massart A; Clin Exp Immunol 2017; 189:138). Toleranz soll hier durch
medizinische Interventionen kontrollierbar herbeigeführt werden und
ermöglicht infolgedessen eine Elimination der Immunsuppression mit einer
gleichzeitig damit einhergehenden stabilen Akzeptanz des
Transplantats.
Das Phänomen der aktiv erworbenen Immuntoleranz durch
fetale Antigenexposition ist seit mehr als 70 Jahren bekannt
(Billingham RE; Nature 1953; 172:603). Seitdem werden mögliche Verfahren
zur Toleranzinduktion intensiv erforscht, und die Entdeckung eines
klinisch praktikablen Konzepts zur Induktion von Spender-spezifischer
Toleranz (unter gleichzeitiger Beibehaltung der Reaktivität gegen
Pathogene) wird häufig als der „Heilige Gral der
Transplantationsforschung“ bezeichnet.
Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...
Tags: nephro-news nephrologie immuntoleranz transplantationsmedizin immunsuppressive therapien toleranzinduktion one-study zelltherapie

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.