NEPHRO-News
Eine adäquate Abschätzung des tatsächlichen Levels an systemischer
Immunsuppression bei transplantierten Patienten bleibt im klinischen
Alltag oft schwer zu beantworten. Die Detektion einer
Transplantatschädigung fußt unverändert auf einem steigenden
Serumkreatinin. Beim klinischen Bild einer Oligo-Anurie besteht dann
meist schon eine schwerwiegende (wenn auch oft nur funktionelle und
passagere) Einschränkung der renalen Funktion. Bei Vorliegen einer
Nierenfunktionsstörung kann aber primär nicht zwischen einer
Alloimmunreaktion (vulgo „Abstoßung“) und anderen Ursachen einer
Transplantatschädigung unterschieden werden (z. B.
Polyomavirus-Nephropathie, postrenale Problematik, Rekurrenz der
Grunderkrankung). Als rein funktioneller Marker steigt das
Serumkreatinin bei Abstoßung auch erst als Ausdruck einer bereits
eingetretenen Schädigung.
In der Praxis basiert die Steuerung
der Immunsuppression daher unverändert auf laborchemischen, klinischen
und histologischen Parametern: Es erfolgt eine regelmäßige Messung der
Plasmaspiegel der Immunsuppresiva (Calcineurin-Inhibitoren,
mTOR-Inhibitoren). Aber auch ein striktes Einhalten der empfohlenen
Zielspiegel kann beim einzelnen Patienten nicht das Auftreten einer
Überimmunsuppression bzw. Unterimmunsuppression verhindern. Die
empfohlenen Zielspiegel basieren vorrangig auf empirischen Daten und die
Dosierung erfolgt in der Regel protokollbasiert in Abhängigkeit des
Zeitpunktes nach Transplantation (Ekberg H; Am J Transplant 2009; 8:
1876). Abhängig von der genetischen Prädisposition finden sich aber
trotz „gleicher Spiegel“ interindividuell unterschiedliche Levels an
tatsächlich induzierter Immunsuppression (Varagunam M; N Engl J Med
2009; 360:874). Klinisch orientieren wir uns zusätzlich nach dem
Auftreten von Nebenwirkungen (z. B. Leukopenie unter Mycophenolat) oder
Infekten (z. B. BK-Virus-Nephropathie, CMV-Erkrankung), die eine
Reduktion der Immunsuppression erfordern.
Bei klinischem
Verdacht auf eine Abstoßung bzw. zum Klären einer
Nierenfunktionsverschlechterung ist dann eine Biopsie des Transplantats
indiziert. Basierend auf dem histologischen Ergebnis wird dann die
Indikation zur Abstoßungstherapie (Corticosteroidbolus, ATG,
Immunapherese) gestellt.
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Tags: nephro-news transplant immunsuppression biomarker hla-antikörper
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