NEPHRO-News
Mittlerweile ist etwa jeder zehnte Erwachsene weltweit von einer
chronischen Niereninsuffizienz betroffen. Bereits frühe Stadien sind mit
einer deutlich erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität
assoziiert (Go AS; N Engl J Med 2004; 351:1296). Eine korrekte
(Früh)-Diagnose und präzise Stadieneinteilung bestimmt die
Risikostratifizierung in Bezug auf das Fortschreiten der Erkrankung, ist
mitentscheidend für die Auswahl und Dosisanpassung von Medikamenten
sowie das Intervall der ärztlichen Vorstellung und beruht vorrangig auf
dem Serumkreatinin.
Studenten der Medizin und
Naturwissenschaften werden bereits im Grundstudium mit dem
Serumkreatinin als eingeschränkt verlässlicher Marker zur Abschätzung
der glomerulären Filtrationsrate (GFR) vertraut gemacht. Auch vor dem
Hintergrund, dass die Beziehung zwischen Serumkreatinin und der GFR
nicht linear ist sowie der Abhängigkeit des Serumkreatinins von
zahlreichen nicht-renalen Faktoren wird seit langem nach einem besseren
Routinemarker der GFR gesucht.
Serum-Cystatin C wird durch
demographische Faktoren und den allgemeinen Gesundheits- und
Fitnesszustand weniger stark beeinflusst als Serumkreatinin und kann
eingesetzt werden, wenn dem Kreatinin inhärente Einschränkungen
besonders zum Tragen kommen (http://KDIGO.org), wie bei höherem
Lebensalter, über- oder unterdurchschnittlicher Muskelmasse,
vegetarischer Diät oder hoher Proteinzufuhr, chronischer oder kritischer
Erkrankung (Delanaye P; BMC Nephrol; 2014; 15:9). Auch die tubuläre
Sekretion von Serumkreatinin bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz
bzw. durch Medikamente verursacht, schmälern seine Zuverlässigkeit in
der Stadieneinteilung der chronischen Niereninsuffizienz und renalen
Risikoabschätzung. Insofern liegt bei fast jeder Kreatininbestimmung die
Notwendigkeit für eine individuelle Interpretation der berechneten GFR
vor. Die Qualität dieser Einschätzung nimmt zu, je besser die Lebensumstände, wie Ernährung, Gewichtsverlauf, Muskelstatus und
Trainingszustand des Patienten bekannt sind, ist jedoch letztlich nicht
belastbar.
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Tags: nephro-news nephrologie niereninsuffizenz cystatin c kreatinin
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