NEPHRO-News
Einleitung
Der Schlaganfall ist nach
Herz-/Kreislauferkrankungen und malignen Tumoren weltweit eine der
häufigsten Todesursachen. Etwa 20% aller zerebral-ischämischen
Ereignisse gehen auf Stenosen extrakranieller Gefäße zurück. Zu
unterscheiden ist zwischen asymptomatischen Stenosen, solchen, die
bisher nicht zu einer zerebralen oder okulären Durchblutungsstörung
geführt haben und symptomatischen Stenosen, die bereits ein klinisches
Ereignis ausgelöst haben.
Bisher wird diese Unterscheidung nach
klinischen Kriterien getroffen. Das Risiko für ein zerebrovaskuläres
Ereignis ist abhängig von dieser Differenzierung, vom Stenosegrad, den
vaskulären Risikofaktoren und bei bereits symptomatischen Stenosen, vor
allem auch von der Latenz zum Ereignis. Der häufigste
Pathomechanismus einer karotis-bedingten zerebralen Ischämie ist die
arterio-arterielle Embolie; hämodynamische Infarkte sind aufgrund der
zumeist ausreichenden intrakraniellen Kollateralisierung über den
Circulus arteriosus Willisii in weniger als 10% der Fälle zu beobachten.
Das Schlaganfallrisiko einer asymptomatischen Stenose <50% liegt bei
<1%, für Stenosen zwischen 50 und 80% bei 0,8-2,4% und für Stenosen
>80% bei 1-5% pro Jahr. Bedeutsam ist, dass bei niereninsuffizienten
Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose das Risiko ebenfalls
erhöht ist (Nicolaides AN, Eur J Vasc Endovasc Surg 30:275-284, 2005).
Das
Rezidivrisiko einer symptomatischen Karotisstenose beträgt innerhalb
des ersten Monats ca. 10%, im ersten Jahr 15% und im zweiten Jahr 5%. In
den folgenden Jahren ist das Rezidivrisiko mit ca. 2% mit dem
asymptomatischer Stenosen vergleichbar (Rothwell PM, Stroke 31:615-621,
2000).
Das zu erwartende Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden,
ist wesentliche Grundlage bei der Entscheidung für eine invasive
Behandlung. Mit interventioneller Therapie höhergradiger Stenosen
(>70% European Carotid Surgery Trial (ECST)) kann eine
Risikoreduktion erreicht werden. Eine Beseitigung insbesondere einer
symptomatischen Karotisstenose wird in allen Leitlinien mit höchster
Evidenz empfohlen.
Es gibt hierzu zwei Verfahren: Die
Karotisendarterektomie (TEA) und die Stentangioplastie (CAS). Der
Nachweis der Effektivität beider Verfahren wurde in großen,
randomisierten Studien geführt. Allerdings wurden in diesen Studien
Patienten mit chronischem Nierenversagen ausgeschlossen. Daher beruhen
die meisten Daten im Umgang mit Patienten mit chronischem Nierenversagen
und Karotisstenosen auf kleineren klinischen Studien und
Expertenmeinungen. Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen leiden
häufig unter Komorbiditäten wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus,
sind höheren Alters und haben damit ein erhöhtes Risiko für
kardiovaskuläre Erkrankungen, peripherarterielle Erkrankungen und
Schlaganfälle. Zudem entwickeln Patienten mit chronischer
Niereninsuffizienz erwiesenermaßen schwerwiegendere arteriosklerotische
Veränderungen der Karotiden als Patienten mit normaler Nierenfunktion
(Govindarajan G, Adv Chronic Kidney Dis 15:347-354, 2008). Es konnte
gezeigt werden, dass das altersadjustierte relative Risiko, einen
Schlaganfall zu erleiden (hämorrhagisch und ischämisch), bei
Dialysepatienten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung in den USA auf 6,1
erhöht war (95% CI 5,1-7,1) (Seliger SL, Kidney Int 64:603-609, 2003).
Da
Karotisstenosen aber auch Indikator für kardiale Morbidität und
Mortalität sind, kann ihre Behandlung nur im Rahmen eines die
Systemerkrankung Arteriosklerose betreffenden Gesamtkonzeptes erfolgen.
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Tags: nephro-news nephrologie endokrinologie stenosen neurologie niereninsuffizienz
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