NEPHRO-News
Verlust peritubulärer Kapillaren bei Nierenerkrankungen
Obwohl
für die Stadieneinteilung chronischer Nierenerkrankungen hauptsächlich
die glomeruläre Filtrationsrate herangezogen wird, ist weitgehend
akzeptiert, dass auf histopathologischem Niveau die tubulointerstitielle
Schädigung viel besser als die glomeruläre Pathologie die Prognose
bestimmt. Eine tubuläre Atrophie und interstitielle Fibrose sind
typische Kennzeichen einer fortgeschrittenen (und wahrscheinlich
irreversiblen) Nierenerkrankung, weitgehend unabhängig von der zugrunde
liegenden Ätiologie. Dies gilt aber auch für die Verödung des
postglomerulären, peritubulären Kapillarbettes. Da diese zu einer
weiteren Reduktion der Sauerstoffversorgung im ohnehin sauerstoffarmen
tubulo-interstitiellen Kompartment beiträgt, kommt ihr aber
möglicherweise über eine Hypoxiemediierte Inflammation und/oder Fibrose
sogar eine direkte Bedeutung für die Progression der Erkrankung zu
(Fine L, Kidney Int 57[Suppl 75]:S22-S26, 2000). Die Verödung des
postglomerulären Kapillarbettes („capillary rarefaction“, CR) wurde
erstmals von Bohle et al. systematisch aufgearbeitet und bei
diabetischer Glomerulosklerose, Amyloidose, benigner Nephrosklerose und
chronischer interstitieller Nephritis gleichermaßen beschrieben (Bohle
A, Kidney Blood Press Res 19:191-195, 1996). CR wurden aber auch als
typischer Befund bei unterschiedlichen Formen der experimentellen
Glomerulonephritis (Ohashi R, J Am Soc Nephrol 11:47-56, 2000), nach
5/6-Nephrektomie (Kang DH, J Am Soc Nephrol 12:1434-1447, 2001),
experimenteller Ureterobstruktion (Ohashi R, J Am Soc Nephrol
13:1795-1805, 2002) oder Nierenarterienstenose (Zhu XY, Arterioscl
Thromb Vasc Biol 24:1854-1859, 2004) und bei renalen Alterungsprozessen
(Futrakul N, Ren Fail 30:353-356, 2008) beobachtet. Interessanterweise
bestimmt die Pathologie im postglomerulären Stromgebiet auch die
Langzeitprognose nach experimenteller Ischämie/Reperfusion.
Nach
bilateralem Klemmen der Nierenarterien für 45-60 Minuten erreicht die
glomeruläre Filtrationsrate bei Sprague-Dawley-Ratten innerhalb von 1-2
Wochen wieder Normalwerte. Auch histologisch findet sich zu diesem
Zeitpunkt keine Pathologie. Nach ca. 40 Wochen entwickeln die
Versuchstiere jedoch eine Proteinurie und eine ausgedehnte
interstitielle Fibrose, welche mit einer 30-50%igen Reduktion der
tubulointerstitiellen Kapillardichte einhergeht (Basile DP, Am J
Physiol Renal Physiol 281:F887-F899, 2001). Diese Befunde könnten auch
erklären, warum beim Menschen ein akutes Nierenversagen einer der
stärksten Risikofaktoren für die Entwicklung einer chronischen
Niereninsuffizienz ist (Ishani Y, J Am Soc Nephrol 20:223-228, 2009;
Wald R, JAMA 302:1179-1185, 2009).
Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...
Tags: nephro-news nephrologie nierenerkrankung kapillaren hypoxie vegf angiogenese
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.