NEPHRO-News
Der Vitamin-D-Rezeptor und seine Aktivatoren
Das
größte Vorkommen von 1-Alpha-Hydroxylase für die Umwandlung der Vitamin
D-Vorstufe oder des Prohormons (Calcidiol), also 25(OH)-Vitamin D3, in
aktives Vitamin D (Calcitriol), also 1,25(OH)2D3, ist im menschlichen
Körper in den Nieren zu finden (Holick MF, N Engl J Med 2007;
357:266-281). Zwar kommt die 1-Alpha-Hydroxylase zur parakrinen
Aktivierung von Vitamin D auch in vielen Geweben außerhalb der Nieren
vor, dennoch sinkt der Spiegel von zirkulierendem 1,25(OH)2D3
signifikant bei abnehmender Nierenfunktion in fortschreitenden Stadien
einer chronischen Nierenerkrankung (CKD), was zu einer Hypokalzämie,
sekundärem Hyperparathyreoidismus (sHPT) und nachfolgender renaler
Osteodystrophie führt (Levin A, Kidney Int 2007; 71:31-38).
Vitamin-D-Rezeptoren, deren Aktivierung für den Menschen lebensnotwendig
ist, können fast ausschließlich nur durch die „aktiven“ Formen von
Vitamin D aktiviert werden, jedoch nicht durch seine Vorstufen oder
Prohormone (Kovesdy CP, Kidney Int 2008; 73:1355-1363). Daher wird eine
Substitution von aktivem Vitamin D als entscheidender Schritt in der
Behandlung von Patienten mit CKD angesehen (Kovesdy CP, Int Urol Nephrol
2008; 40:427-440).
Die Erfindung der synthetischen Formen des
aktiven Vitamin D, auch bekannt als Vitamin-D-Rezeptor-Aktivatoren
(VDRA), die in den meisten Ländern seit den späten 80er Jahren
erhältlich sind (Brown AJ, Nat Clin Pract Endocrinol Metab 2007;
3:134-144), wird als Wendepunkt in der Geschichte der Nephrologie
betrachtet (Kovesdy CP, Clin J Am Soc Nephrol 2008; 3:168-173),
insbesondere nach dem relativ erfolglosen Versuch vor dieser Zeit,
Vorstufen von Vitamin D und Prohormone bei Patienten mit CKD einzusetzen
(Berl T, Ann Intern Med 1978; 88:774-780; Malluche HH, Clin Nephrol
1978; 10:219-228). Der Vormarsch der so genannten „selektiven“ Formen
der VDRAs mit unterschiedlichen Wirkungen auf verschiedene
Vitamin-D-Rezeptoren, die eine verminderte Aktivierung dieser Rezeptoren
im Gastrointestinaltrakt zur Folge hatte, hat noch dazu beigetragen,
die Begeisterung über ihre Anwendung zu vergrößern (Kovesdy CP, Clin J
Am Soc Nephrol 2008; 3:168-173). In den letzten Jahren wandte sich
jedoch ein Teil der Aufmerksamkeit wieder verstärkt der Anwendung
inaktiver oder nativer Formen von Vitamin D bei Patienten mit CKD zu,
auch als „in der Nahrung vorkommendes“ Vitamin D bezeichnet (National
Kidney Foundation I, Kidney Disease-Dialysis Outcome Quality Initiative,
Am J Kidney Dis 2003; 42:S1-S202). Die jüngsten Aktivitäten zur
erfolgreichen Vermarktung des ersten Modulators kalziumsensitiver
Rezeptoren (Kalzimimetikum), der unter dem Namen Cinacalcet bekannt ist,
haben zum Entwurf klinischer Studien geführt, in denen Cinacalcet in
Kombination mit aktivem Vitamin D gegeben wird (Chertow GM, Clin J Am
Soc Nephrol 2006; 1:305-312). Dies hatte unter anderem zur Folge, dass
nun zunehmend Verwirrung darüber herrscht, ob Wirkstoffe mit inaktivem
Vitamin D gegenüber VDRAs besser oder weniger gut zur Behandlung von
Patienten mit CKD geeignet sind (Kovesdy CP, Clin J Am Soc Nephrol 2008;
3:168-173).
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