NEPHRO-News
Das Nierenzellkarzinom gehört zu den häufigsten bösartigen Tumoren und
ist trotz neuer Therapien auch im Jahre 2008 im metastasierten Stadium
schwer behandelbar. Dabei wird die größte Zahl dieser Tumoren verursacht
durch Verlust der Genfunktion des von Hippel-Lindau-Tumorsuppressorgens
(Kim WY, J Clin Oncol 22:4991-5004, 2004). Dieses Gen wurde
identifiziert durch Studien des von Hippel-Lindau-Syndroms, einer
hereditären Erkrankung, die durch das Auftreten von Tumoren vornehmlich
des Gefäßsystems (Hämangioblastome), der Nebenniere (Phäochromozytom)
und der Niere (Nierenzellkarzinom) gekennzeichnet ist (Lonser RR, Lancet
361:2059-2067, 2003; Neumann HP, Contrib Nephrol 136:193-207, 2001).
Während das von Hippel-Lindau-Syndrom durch eine vererbte Mutation eines
der beiden Allele des Tumorsuppressorgens VHL (Kaelin WG, Clin Cancer
Res 13:680s-684s, 2007) verursacht wird, liegt dem sporadischen
Nierenzellkarzinom meist die somatische Mutation des VHL-Gens zugrunde.
Dem VHL-Gen kommt also eine Schlüsselstellung bei der Pathogenese des
Nierenzellkarzinoms zu.
Wofür kodiert das VHL-Gen?
Das Genprodukt des VHL-Gens ist das von Hippel-Lindau-Protein pVHL,
dessen Funktion Gegenstand aktueller Forschung ist: pVHL ist Teil einer
sogenannten E3-Ubiquitinligase und führt Proteine dem proteosomalen
Abbau zu (Maxwell PH, Nature 399:271-275, 1999). Dabei bindet pVHL das
jeweilige Zielprotein. An dieses wird daraufhin mehrfach das kleine
Markerprotein Ubiquitin anknüpft, das als Signal für die
Degradationsmaschinerie der Zelle, das sogenannte Proteasom, dient. Dort
werden ubiquitinierte Proteine rasch abgebaut. Die bekanntesten
Zielproteine, die pVHL-abhängig abgebaut werden, sind die Mitglieder der
HIF-Proteinfamilie (Hypoxie induzierbare Faktoren; Gordan JD, Curr Opin
Genet Dev 17:71-77, 2007). Diese werden in der Zelle unter Normoxie
strikt kontrolliert und kontinuierlich abgebaut. Unter Hypoxie und beim
Verlust von pVHL steigt ihr Expressionsspiegel an, und sie führen als
Transkriptionsfaktoren zur Expression verschiedener Gene, die die
Angiogenese, Erythropoese und Zellproliferation steigern. Auch wenn
dieser Signalweg manche Phänomene des von Hippel-Lindau-Syndroms zu
erklären vermag, war die Pathogenese des Nierenzellkarzinoms bis vor
kurzem vollkommen unverstanden.
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Tags: nephro-news nephrologie onkologie nierenzellkarzinom pathogenese
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