NEPHRO-News
Zum Artikel „FTY720: Immunmodulator mit positiven Effekten am Endothel", erschienen in der
Ausgabe 6/06, möchte ich anmerken, dass nach meinem Wissen aus
Sicherheitsgründen im September 2005 alle klinischen Studien mit FTY720
im Bereich Transplantationsmedizin eingestellt wurden, nachdem ein
erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines retinalen Makulaödems erkannt
worden war. Ferner zeigte sich in einer kürzlich veröffentlichten
Phase-III-Studie an 668 de novo Nierentransplantierten eine geringere
Kreatininclearance bei FTY720-behandelten Patienten im Vergleich zu
einer konventionell therapierten Kontrollgruppe [Salvadori M, Am J
Transplant, 6:2912-2921, 2006]. Inwieweit FTY720, als eine vom
Wirkmechanismus sicherlich höchst interessante Substanz, bei anderen
Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose als neues Immunsuppressivum zum
Einsatz kommen wird, ist bislang noch unklar.
Priv.-Doz. Dr. med. Bernhard Banas
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II
Nephrologie und Transplantation
Universität Regensburg
In der Tat ist im Moment die Weiterentwicklung des Medikamentes FTY720
im Bereich der Transplantationsmedizin eingestellt. Dies ist sicher die
Folge zweier Phase-III-Studien, die unter Verwendung von FTY720 bei
denovo Nierentransplantation durchgeführt wurden. Vom klinischen Design
her waren beide Studien identisch. Auch vom Outcome her waren die
Studien sehr ähnlich, sodass im Folgenden die relevanten
Studienergebnisse zusammengefasst dargestellt werden. Es gab jeweils
drei Gruppen von Patienten mit denovo Nierentransplantation, die
untersucht wurden. Eine Gruppe bekam 5 mg FTY720 mit einer reduzierten
Dosis von Cyclosporin, eine Gruppe bekam 2.5 mg FTY720 mit normaler
Dosis von Cyclosporin und eine Gruppe MMF und normaler Cyclosporindosis.
Die Patienten wurden über einen Zeitraum von einem Jahr beobachtet.
Ziel beider Studien war es, zu beweisen, dass FTY720 gleichwertig bzw.
nicht schlechter zu einer Therapie mit MMF war. Außerdem sollte
untersucht werden, ob FTY720 eine Reduktion von Cyclosporin zulässt. Es
gab hier tierexperimentelle Hinweise, dass dies möglich wäre. Pro Gruppe
wurden in beiden Studien jeweils insgesamt mehr als 400 Patienten
beobachtet. Es zeigten sich sehr interessante Ergebnisse, die dazu
geführt haben, dass FTY720 im Transplantationsbereich derzeit nicht
weiter entwickelt wird. Die Studien wurden in Europa/Australien
[Salvadori M, Am J Transplant 6:2912-2921, 2006] bzw. Nordamerika
[Tedeso-Silva H, Transplantation 82:1689-1697, 2006] durchgeführt.
In beiden Studien zeigte sich, dass eine Gabe von 5mg FTY720 mit einer
reduzierten Cyclosporingabe zu einer deutlich höheren akuten
Rejektionsrate führte, sodass der Beobachtungsarm durch das Safety Board
in beiden Studien abgebrochen wurde. Damit wurde gezeigt, dass FTY720
in der hohen Dosis gegeben keine Reduktion der Cyclosporindosis zulässt,
wie es in einigen Tiertransplantationsmodellen vorher beobachtet worden
war. Da FTY720 im Vergleich zu Cyclosporin und MMF einen reduzierten
Effekt auf B-Zellen hat, ist möglicherweise dadurch der Effekt der
vermehrten Abstoßungsrate bei den FTY720-Behandlungen mit reduzierter
Cyclosporingabe zu erklären. Die Ergebnisse der Gruppen mit den
niedrigen FTY720-Dosierungen waren im Vergleich zu der Gruppe mit
MMF-Behandlung bezüglich der primär untersuchten Endpunkte nicht
signifikant unterschiedlich (Verlust des Transplantats, Tod bzw.
vorzeitiges Beenden der Studie, erste behandlungsbedürftige
Abstoßungsreaktion).
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