NEPHRO-News
Klinischer Hintergrund
Bis zu 30% der
Spendernieren von Leichenspendern weisen eine verzögerte
Transplantatfunktion (acute renal transplant failure [ARTF]) auf. Dieses
ARTF ist deutlich mit einer reduzierten Langzeitfunktion des
Transplantats assoziiert (Hariharan S, N Eng J Med 342:605-612, 2000).
Interessanterweise hat sich die Häufigkeit von ARTF trotz neuerer
Therapieregime in den letzten 25 Jahren nicht geändert. Diese Tatsache
basiert vor allem auf der Problematik auf Grundlage von klinischen
Parametern des Spenders wie auch des Empfängers nicht auf das Auftreten
von ARTF schließen zu können. Die Identifikation von indikativen
Biomarkern zur effektiven Abschätzung von ARTF vor Implantation und
damit verbunden, die Möglichkeit der vorzeitigen therapeutischen
Intervention, wurde daher von einer Reihe von Arbeitsgruppen
vorangetrieben. Vermutete kausal mit ARTF verknüpfte intrazelluläre
Prozesse im Zusammenhang mit Ischämie und Reperfusion und hier vor allem
Prozesse der Zelladhäsion und Regulatoren der Apoptose, wurden
identifiziert (Schwarz C, Lab Invest 82:941-948, 2002). Weiters konnte
eine erhöhte Zahl an apoptotischen Tubuluszellen in Spenderorganen mit
nachfolgendem ARTF im Vergleich zu Transplantaten mit guter
Primärfunktion nachgewiesen werden (Oberbauer R, J Am Soc Nephrol
10:2006-2013, 1999).
Neuere Ansätze versuchen nun unter Einfluss erweiterter experimenteller
Möglichkeiten ein umfassendes Bild von mit ARTF verknüpften
intrazellulären Prozessen des Nierengewebes zu erhalten. Diese
Herangehensweise – unter dem Begriff der Systembiologie subsummiert –
soll funktionale Zusammenhänge zwischen ARTF und molekularen Abläufen
erheben. Diese Herangehensweise verspricht die Entwicklung von
Biomarkern zur verbesserten Prognose, eröffnet aber auch die Chance auf
neue therapeutische Ansätze.
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