NEPHRO-News
Einleitung
Die Amyloidosen bilden eine Gruppe
von Erkrankungen, bei welchen sich Proteine extrazellulär im Gewebe als
Fibrillen ablagern. Bis heute sind 25 verschiedene Proteine bekannt, die
eine Amyloidose hervorrufen können (Westermark P, Amyloid 12:1–4,
2005). Für alle "amyloidogenen" Vorläuferproteine basiert der erste
Schritt der Amyloidbildung auf einer fehlerhaften Proteinfaltung.
Unabhängig von der Art des Vorläuferproteins oder der Ursache der
fehlerhaften Proteinfaltung besitzen diese Proteine eine ausgeprägte
Aggregationsfähigkeit. Amyloidfibrillen besitzen eine typische
b-Faltblattstruktur, die nach Anfärbung mit Kongorot unter polarisiertem
Licht eine Doppelbrechung zeigt (Merlini G, N Engl J Med 349:583–596,
2003). Die Klassifikation der Amyloidosen beruht auf dem jeweiligen
Vorläuferprotein, aus dem sich die Amyloidfibrillen zusammensetzen,
zusätzlich erfolgt eine Unterscheidung zwischen systemischen und lokal
begrenzten Formen. Eine renale Beteiligung ist charakteristisch für eine
Reihe systemischer Amyloidosen und stellt einen wichtigen, die
Mortalität steigernden Faktor dar. Ohne Behandlung entwickelt sich aus
einer renalen Amyloidose meist ein progredientes Nierenversagen.
Vorläuferproteine der AL-Amyloidose sind von klonalen Plasmazellen
produzierte Immunglobulin-Leichtketten oder Leichtkettenfragmente.
Patienten mit AL-Amyloidose zeigen in 50-80% eine renale Beteiligung
(Kyle RA, Semin Hematol 32:45–59, 1995). Die häufigste Erstmanifestation
der AL-Amyloidose ist ein nephrotisches Syndrom. Für die AL-Amyloidose
wurden spezifische diagnostische Kriterien definiert: Eine renale
Beteiligung ist wahrscheinlich bei Vorliegen einer Proteinurie > 500
mg/Tag oder eines Serumkreatinins > 2 mg/dl ohne Nachweis einer
anderen Nierenerkrankung (Gertz MA, Am J Haematol 2005; 79:319-328).
Eine renale Beteiligung findet sich meist auch bei der AA-Amyloidose.
Das amyloidogene Vorläuferprotein ist hier das Serum Amyloid A (SAA),
ein in der Leber synthetisiertes Akutphaseprotein. Das klinische
Leitsymptom der AA-Amyloidose stellt die Proteinurie dar, Angaben
variieren zwischen 85-94%. Zu den häufigsten Grunderkrankungen der
AA-Amyloidose gehören inflammatorische Erkrankungen wie rheumatoide
Arthritis oder familiäres Mittelmeerfieber. Die familiären
Amyloidoseformen werden oft erst im Erwachsenenalter klinisch apparent
und können z. T. eine renale Beteiligung aufweisen. Bei familiären
Amyloidosen wird die Amyloidogenität eines eigentlich physiologischen
Proteins durch eine angeborene Mutation hervorgerufen. Die Diagnose
einer Amyloidose erfolgt per definitionem über die histologische
Aufarbeitung einer Gewebeprobe. Da jedoch die Kongorotfärbung kein
routinemäßiges Verfahren in der histologischen Diagnostik darstellt,
wird ohne konkreten klinischen Verdacht die Diagnose einer Amyloidose
oft verpasst. Im Rahmen einer Nierenbiopsie gehört die
elektronenmikroskopische Aufarbeitung des Gewebes häufig zur
Routinediagnostik, so dass oft der elektronenmikroskopische Nachweis der
Amyloidfibrillen möglich ist. Selten können solche Fälle als
Minimal-Change-Nephropathie fehldiagnostiziert werden (Hetzel GR, Am J
Kidney Dis 36:630–635, 2000).
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Tags: nephro-news nephrologie amyloidosen proteinurie niereninsuffizienz
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