NEPHRO-News
Ca. 2500 Nieren wurden im letzten Jahr in Deutschland transplantiert.
Gleichzeitig wurden wiederum fast 3000 Patienten neu auf die Warteliste
aufgenommen. Damit hält der Trend an, nachdem die Zahl derjenigen, die
auf eine Niere warten, immer mehr zunimmt, ohne dass die Zahl der
Organspenden wesentlich ansteigt. In Folge dessen sind Wartezeiten von 7
Jahren heute keine Seltenheit mehr. Vor diesem Hintergrund werden
zunehmend auch Organe transplantiert, deren Funktion durch
fortgeschrittenes Alter und Morbidität der Spender beeinträchtigt ist.
Das akute Transplantatversagen lässt sich durch die modernen
Immunsuppressiva zwar weitgehend verhindern, aber die chronische
Transplantatnephropathie bleibt eine weitgehend ungelöste
Herausforderung und die Frage der optimalen Langzeittherapie bleibt
umstritten. Unter den Ursachen einer Dialysepflichtigkeit spielt das
chronische Transplantatversagen leider eine zunehmende Rolle. Umgekehrt
steigt die Zahl der Patienten, die mit funktionierendem Transplantat an
kardiovaskulären Ursachen versterben. Was sind in diesem Zusammenhang
die am dringendsten zu lösenden Fragen, wo zeichnen sich neue Trends
ab und was sind die Zukunftsperspektiven in vielen Teilbereichen der
Nierentransplantation? Diesen Fragen nachzugehen, war der Sinn eines am
13. Mai 2006 an der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführten
Symposiums, bei dem Referenten aus dem In- und Ausland in konzentrierter
Form den aktuellen Stand der Entwicklungen wiedergegeben und diskutiert
haben.
Vorbereitung der Nierentransplantation
Zur
Frage der optimalen Vorbereitung der Empfänger nahm B. Nonnast-Daniel
(Erlangen-Nürnberg) Stellung. Die lange Wartezeit der Dialysepatienten,
das insgesamt steigende Alter und die Morbidität der Patienten bewirkt
eine stetige Verschiebung der Grenzen der Machbarkeit auch hinsichtlich
der Durchführung einer Nierentransplantation. Gerade die Tatsache, dass
ca. 40% der Nierentransplantatverluste durch den Tod des Patienten bei
funktionierender Niere bedingt sind und dass kardiovaskuläre Ereignisse
besonders häufig sind, betont die Notwendigkeit einer besonderen
kardiovaskulären Evaluation der Risikopatienten. Etablierte Algorhythmen
zur kardiovaskulären Empfängerabklärung je nach individuellem
Risikoprofil beziehen insbesondere die prognostisch wichtige
Herzkatheteruntersuchung mit ein (De Lima JJG, Hypertension 42:263-268,
2003). Moderne nicht-invasive Bildgebungsverfahren wie die
dreidimensionale Rekonstruktion der Iliakalgefäße durch
64-Zeiler-Computertomographieuntersuchungen können sowohl für die
Entscheidung pro/contra Transplantation, für eine Seitenpräferenz, oder
hinsichtlich der Dringlichkeit einer Transplantation (im Verlauf)
wertvolle Hinweise geben.
P. Schnuelle (Mannheim) ging auf die
Spendervorbehandlung als Ansatz zur Verbesserung der Langzeitprognose
ein. Das Konzept geht davon aus, dass pathophysiologische Prozesse, die
in Zusammenhang stehen mit dem Hirntod des Spenders, der
Kältekonservierung und dem Reperfusionsschaden zusammen mit der
Medikamententoxizität wesentlich zur Störung der Langzeitfunktion des
Transplantates beitragen. Die Arbeitsgruppe aus Mannheim konnte seit
einigen Jahren an mehreren Patientenkollektiven zeigen, dass die
Therapie des Spenders mit Dopamin und/oder Noradrenalin mit seltenerem
Auftreten von Abstoßungsepisoden in der Frühphase nach Transplantation,
geringerer Dialysenotwendigkeit und besserem Langzeitverlauf über bis zu
8 Jahren assoziiert ist (Schnuelle P, Kidney Int 56:738-746, 1999;
Schnuelle P, Transplantation 72:455-463, 2001; Schnuelle P, Am J
Transplant 4:419-426, 2004). Daraufhin durchgeführte in
vitro-Untersuchungen mit isolierten Endothelzellen und Tierexperimente
an Ratten bestätigen einen protektiven Effekt von Dopamin. Dieser Effekt
wird offensichtlich direkt durch Effekte auf renale Zellen vermittelt
und hängt u. U. mit einer Scavenging-Funktion von Sauerstoffradikalen
und der Induktion potentiell gewebeprotektiver Gene zusammen. Diese
Befunde sind um so bemerkenswerter, als zahlreiche Untersuchungen bei
Patienten mit akutem Nierenversagen keinen günstigen Effekt einer
Behandlung mit Dopamin zeigen konnten und das Konzept einer
"nephroprotektiven Dosis" von Dopamin in diesem Bereich als widerlegt
gilt. Im Bereich der Transplantation haben die bisherigen Befunde aber
Anlass dazu gegeben, in einer laufenden, prospektiv randomisiert
kontrollierten Studie zu testen, ob die Spenderbehandlung mit Dopamin
die Nierentransplantatfunktion, die Häufigkeit von Abstoßungsepisoden
und das Transplantat- und Patientenüberleben beeinflusst. Unabhängig
von den noch ausstehenden Ergebnissen dieser Studie ist damit
exemplarisch erstmals eine prospektive Studie zur
Spenderorganpräkonditionierung realisert worden. Im Rahmen zunehmender
Erkenntnisse über die molekularen Grundlagen von Gewebeprotektion und
Organschäden wird dieser Ansatz zukünftig sicher weitere Bedeutung
erlangen.
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Tags: nephro-news transplant nierentransplantation immunologie immunsuppresiva
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