INTENSIV-News
Überdiagnostik und -therapie sind allgegenwärtige Probleme der modernen
Medizin und leider auch der Intensivmedizin. Wer dies nicht sieht, hat
seine „eyes wide shut“ (S. Kubrick). Übertherapie verletzt alle
medizinethischen Grundprinzipien, missachtet durch nicht-benefizielle
Maßnahmen das Gebot des Wohltuns und Nichtschadens, die Autonomie und
Würde des Patienten, schädigt das Team, belastet Angehörige und führt
zur Verschwendung prinzipiell limitierter Ressourcen und ist damit ein
Betrug am Sozialversicherungssystem und der Gesellschaft im Ganzen
(Druml W; Med Klin Intensivmed Notfmed 2019; 114:194). Übertherapie ist
einfach schlechte Medizin.
Wie so oft wurde die Diskussion über
dieses eminent wichtige Thema der Medizin zunächst in den USA
angestoßen, wie dort so oft, zunächst aus finanziellen Aspekten und
interessanterweise durch einen Medizinethiker. Howard Brody hatte schon
2010 die Mitverantwortung der Ärzte an den explodierenden Kosten des
Gesundheitssystems angeprangert und gefordert, dass alle medizinischen
Fächer die fünf wichtigsten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen
benennen, die hohe Kosten verursachen, häufig durchgeführt werden,
deren Anwendung jedoch den Patienten keinen Nutzen erbringt und durch
Evidenz nicht gedeckt ist (Brody H; N Engl J Med 2010; 362:283).
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