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„ICU-acquired weakness“ und Glukosehomöostase


Die infolge einer kritischen Erkrankung auf der Intensivstation erworbene Muskelschwäche (intensive care unit acquired weakness: ICUAW) stellt eine häufige und schwere Komorbidität dar. Muskelschwäche und Muskelatrophie verlängern den intensivmedizinischen Verlauf, führen zu Langzeitbeatmung und beeinträchtigen die physische Rehabilitation so weit, dass auch Jahre nach Entlassung von der Intensivstation schwere körperliche Einschränkungen messbar sind (Griffiths RD, Crit Care Med 2010, 38:779-87; Herridge MS, N Engl J Med 2011, 364:1293-304).

Muskelschwäche und SIRS

Systemische Inflammation, schwere Sepsis, aber auch die Immobilisation im Rahmen von Sedierung und Anxiolyse sind bekannte Risikofaktoren. Anzumerken ist, dass die Muskelatrophie nicht zwingenderweise zu einem Verlust der Muskelkraft pro Muskelfaserquerschnittsfläche führt. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Atrophie kann eine Muskelschwäche im Zusammenhang mit Muskelatrophie klinisch inapparent sein. Umgekehrt kann die im Kontext von schwerer Sepsis erworbene Muskelschwäche gekennzeichnet sein durch einen Kraftverlust pro Muskelfaserquerschnittsfläche bei weitestgehend erhaltener Muskelmasse. Aus tierexperimentellen und klinischen Daten geht hervor, dass die gene­rierte Kontraktionskraft pro untersuchter Muskelmasse (Kraft/Querschnittsfläche) im Muskel von Tieren nach Induktion einer Sepsis oder systemischen Inflammation funktionell signifikant reduziert ist. Dies war bei Tieren nach mechanischer Beatmung über 48 Stunden nicht der Fall, bei denen es im Rahmen der Inaktivität jedoch zu einer signifikanten Skelettmuskelatrophie gekommen war, ohne dass eine systemische Inflammation vorlag. In der Regel findet sich bei kritisch Kranken aber beides – die Muskelatrophie und die Muskelschwäche. Dieser Zusammenhang legt nahe, dass unterschiedliche molekulare Mechanismen an der Entstehung von Muskelschwäche und Muskelatrophie beteiligt sind. Derzeit sind diese Mechanismen nur unvollständig aufgeklärt, sicher multifaktoriell und direkte kausale Zusammenhänge können nur modellhaft beschrieben werden.

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Tags: intensiv-news glukose homöostase muskelschwäche 

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