INTENSIV-News
A randomized trial of two methods to disclose prognosis to surrogate decision makers in intensive care units
Lee
Char SJ, Evans LR, Malvar GL, et al. Am J
Respir Crit Care Med 2010; 182:905-9
Department of Surgery, University of California, San Francisco, School of Medicine, USA.
RATIONALE:
Surrogate decision makers and clinicians often have discordant
perceptions about a patient's prognosis. There is a paucity of empirical
data to guide communication about prognosis.
OBJECTIVES: To assess:
(1) whether numeric or qualitative statements more reliably convey
prognostic estimates; and (2) whether surrogates believe physicians'
prognostic estimates.
METHODS: A total of 169 surrogate decision
makers for intensive care unit patients were randomized to view 1 of 2
versions of a video portraying a simulated family conference involving a
hypothetical patient. The videos varied only by whether prognosis was
conveyed in numeric terms ("10% chance of surviving") or qualitative
terms ("very unlikely" to survive).
MEASUREMENTS AND MAIN RESULTS: We
assessed: (1) surrogates' personal estimates of the patient's
prognosis; and (2) surrogates' understanding of the physician's
prognostic estimate. Neither surrogates' personal estimates nor their
understanding of the physician's prognostication differed when
prognosis was conveyed numerically versus qualitatively (surrogates'
estimate, 22 ± 23% chance of survival versus 26 ± 24%, P = 0.26;
understanding of physician's estimate, 17 ± 22% chance of survival
versus 16 ± 17%, P = 0.62). One in five surrogates estimated the
patient's prognosis was greater than 20% more optimistic than the
physician's prognostication. Less trust in physicians was associated
with larger discrepancies between surrogates' personal estimates and
their understanding of the physician's estimate.
CONCLUSIONS: Neither
numeric nor qualitative statements reliably convey news of a poor
prognosis to surrogates in intensive care units. Many surrogates do not
view physicians' prognostications as absolutely accurate. Factors other
than ineffective communication may contribute to physician-surrogate
discordance about prognosis.
Nach einem Gespräch mit Angehörigen eines schwerkranken Patienten an der
Intensivstation haben wohl schon viele Ärztinnen und Ärzte, aber auch
Pflegepersonen die Erfahrung gemacht, dass nicht alles, was sie
mitteilen wollten, auch tatsächlich aufgenommen wurde. Hinsichtlich der
Übermittlung wichtiger Informationen scheint es dann fast so, als ob das
Gespräch gar nicht stattgefunden hätte oder etwas völlig anderes
gesprochen worden wäre. Besonders ausgeprägt findet sich dieses Muster
einer völlig anderen Wahrnehmung von Sender und Empfänger einer
Nachricht, wenn es um die Übermittlung einer schlechten Nachricht geht.
So kann es geschehen, dass die Mitteilung einer schlechten Prognose von
einem Angehörigen nicht in ihrer Tragweite erfasst wird oder einzelne
Äußerungen aus dem Zusammenhang gelöst als positive Botschaft
interpretiert werden. Das aus solchen Situationen resultierende
Konfliktpotential liegt auf der Hand.
Die Autoren der
vorliegenden Studie haben nun den Versuch unternommen, dieses Problem
zwischen dem Übermittler und dem Empfänger einer Nachricht im Kontext
einer intensivmedizinischen Behandlung messbar zu machen und Hinweise
auf die Kausalität zu finden. Dazu wurden 169 Personen, die an zwei
amerikanischen Intensivstationen für Patienten als sogenannte „Surrogate
Decision Makers“ fungierten gebeten, an der Studie teilzunehmen. Nach
US-amerikanischem Recht sind dies Personen, die an Stelle des nicht
entscheidungsfähigen Patienten Entscheidungen treffen (im Gegensatz zu
den meisten europäischen Ländern befinden sich die engsten
Familienangehörigen in diesem Fall automatisch in einer solchen
rechtlichen Position).
Diesen „rechtlichen Vertretern“ von tatsächlich an der Intensivstation
liegenden Patienten wurde ein 10-minütiges Video zu einem
Aufklärungsgespräch hinsichtlich der Prognose eines fiktiven Patienten
vorgeführt. Dieses Video existierte in zwei Versionen, den Probanden
wurde jeweils nur eine Version in randomisierter Weise gezeigt. Die
beiden Versionen des Videos unterschieden sich nur in einer Sequenz.
In
der ersten Version wurde vom aufklärenden Arzt eine quantitativ
formulierte Prognose abgegeben: „Ich würde sagen, er hat eine ungefähr
10-prozentige Chance zu überleben. Anders ausgedrückt besteht eine
90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass er sterben wird“. In der zweiten
Version des Videos hat sich der Arzt so ausgedrückt: „Ich würde sagen,
es ist sehr unwahrscheinlich, dass er überleben wird. Anders ausgedrückt
ist es sehr wahrscheinlich, dass er sterben wird“ (qualitativ,
beschreibende Prognose). Diese Sätze wurden während eines vom Arzt in
betont empathischer Weise geführten Aufklärungsgesprächs verwendet, in
dem die medizinische Situation, die Prinzipien der stellvertretenden
Entscheidungsfindung, die Prognose des Patienten, die mutmaßlichen
Wertvorstellungen des Patienten und die Behandlungsoptionen erörtert
wurden. Die Formulierung „sehr unwahrscheinlich“ in der qualitativ
beschreibenden Version wurde gewählt, nachdem andere Studien gezeigt
hatten, dass damit in der Regel ein prognostischer Bereich mit 9-15%
Chance beschrieben wird.
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