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Alkoholabhängigkeit

Ein unabhängiger Risikofaktor für Intensivpatienten


Alcohol dependence is independently associated with sepsis, septic shock, and hospital mortality among adult intensive care unit patients.

O'Brien JM, Lu B, Ali NA, et al.                                                                                                                                   Crit Care Med 2007; 35:345-50

Ohio State University Medical Center, Division of Pulmonary, Allergy, Critical Care and Sleep Medicine.

OBJECTIVE: To determine the association between alcohol dependence (alcoholism not in remission and/or alcohol withdrawal) and sepsis, septic shock and hospital mortality among intensive care unit (ICU) patients.
DESIGN: Retrospective cohort study.
SETTING: Two ICUs in an urban hospital.
PATIENTS: Patients included 11,651 adult admissions to Denver Health Medical Center from January 1, 1999, to December 31, 2004, with >or=1 ICU day.
INTERVENTIONS: None.
MEASUREMENTS AND MAIN RESULTS: Of first admissions appearing in the data set (n=9,981), 1,222 (12.2%) had a diagnosis consistent with alcohol dependence. These patients had higher rates of sepsis (12.9% vs. 7.6%, p<.001), organ failure (67.3% vs. 45.8%, p<.001), septic shock (3.6% vs. 2.1%, p=.001) and hospital mortality (9.4% vs. 7.5%, p=.022) on unadjusted analyses. Patients with alcohol dependence also had fewer hospital-free days. After adjustment for factors with known association with sepsis, alcohol dependence was associated with sepsis. This association was modified if the patient received (adjusted odds ratio, 0.92; 95% confidence interval, 0.65-1.31) or did not receive (adjusted odds ratio, 1.91; 95% confidence interval, 1.49-2.44) red cell transfusions. A general predisposition to infections mediated some, but not all, of this association. Results were similar when repeat admissions were included in the analysis. Alcohol dependence was also associated with septic shock and hospital mortality in multivariable analyses. Among those with liver disease and sepsis, alcohol dependence was associated with more than two-fold increased risk-adjusted odds of hospital mortality (adjusted odds ration, 2.31; 95% confidence interval, 1.26-4.24). Similarly, sepsis and liver disease carried higher odds of death for alcohol-dependent patients than for those without alcohol dependence.
CONCLUSIONS: Alcohol dependence is independently associated with sepsis, septic shock and hospital mortality among ICU patients. The underlying mechanisms of this association require exploration, as an increased rate of infections mediated some, but not all, of this association.


"Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist Klagen? Wo sind Wunden ohne Ursache? Wo sind trübe Augen? Wo man beim Weine liegt und kommt, auszusaufen, was eingeschenkt ist!" (Buch der Sprüche 23:29-30).

Seit Jahrtausenden sind die negativen Auswirkungen des chronischen Alkoholkonsums bekannt. Die Bedeutung für den klinischen und intensivmedizinischen Alltag wird bis heute unterschätzt.

In Deutschland leben rund 4,3 Millionen Menschen mit behandlungsbedürftigen Alkoholproblemen, in Österreich gelten 330.000 Menschen als alkoholkrank, in der Schweiz sind es 300.000. Das entspricht in etwa 4 bis 5% der Gesamtpopulation. Im Jahr sterben 30.000-40.000 Menschen in Deutschland an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums. Die Prävalenz in der Klinik liegt bei ca. 20% und ist stark von der jeweiligen Fachrichtung abhängig (20% Innere Medizin, bis zu 50% in einigen operativen Abteilungen). Immer noch werden weniger als die Hälfte der Patienten mit riskantem Alkoholkonsum als Risikopatienten erkannt (Sander M, Internist 2006; 47:332-341).

Dieser neue Artikel von O´Brien et al. zeigt sehr gut die Assoziation von Alkoholabhängigkeit und Alkoholentzugssyndrom mit Sepsis und septischem Schock in einer großen retrospektiven Datenanalyse auf und verdeutlicht noch einmal die Bedeutung des Alkoholkonsums im klinischen Alltag.

Alkoholkonsum kann auf unterschiedliche Weise die Immunantwort des Körpers auf eindringende Erreger schwächen. Dabei beeinträchtigt sowohl chronischer wie akuter Alkoholabusus die Immunantwort, wodurch sowohl die adaptive als auch die angeborene Immunität betroffen sind.

Alkoholkonsum verringert die Zellzahlen in Blut, Thymus, Milz und Lymphknoten und die Proliferations- und Differenzierungsfähigkeit von Lymphozyten. Alkohol hat einen modulierenden Effekt auf Alveolarmakrophagen und senkt den oropharyngealen Tonus, was zur Entwicklung einer Pneumonie prädisponiert. Zudem zeigte sich, dass die Spiegel der Plasmazytokine IL-1b, IL-6 und IL-8 bei Beginn einer Infektion oder Sepsis signifikant erniedrigt sind (von Dossow V, Crit Care. 2004; 8:R312). Sander zeigte, dass die IL-6/IL-10-Ratio bei alkoholkranken Patienten vor dem Auftreten einer Infektion erniedrigt ist (Sander M, Intensive Care Med 2002; 28:285). In Stresssituationen kommt es zu einer im Vergleich zu Kontrollpatienten ohne riskanten Alkoholkonsum erhöhten Cortisolausschüttung. Nach dem Auftreten einer Sepsis entwickeln Patienten mit chronischem Alkoholkonsum drei- bis viermal häufiger ein ARDS- Syndrom (Moss, M Crit Care Med 2003; 31:869). Neben einer erhöhten Rate an Pneumonien und Sepsis treten Harnwegs- und Wundinfektionen ebenfalls gehäuft auf.

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Tags: intensiv-news alkohol 

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