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Die Magenspülung

Ein sterbender Mythos


Trends in emergency department use of gastric lavage for poisoning events in the United States, 1993-2003.

Larkin GL, Claassen C.                                                                                                                                           Clin Toxicol (Phila) 2007; 45:164-8

Department of Surgery, Emergency Medicine & Public Health, UT Southwestern Medical School, Dallas, Texas, USA.

OBJECTIVE: To determine current trends in the use of gastric decontamination for the emergency department (ED) treatment of overdose patients.
METHODS: In the National Health Ambulatory Medical Care Survey (NHAMCS), a weighted sampling of U.S. EDs, overdose-related visits were examined using ICD-9 CM E codes and NHAMCS' "reason-for-visit" classification.
RESULTS: From 1993 to 2003 there were an estimated 11.68 million ED-treated poisoning events. Some 13.7% of those treated were lavaged. Rates fell significantly, from an annual average of 18.7% of cases during 1993-97 to 10.3% during 1998-2003 (p < 0.001). Controlling for year, urgency and admission status in multivariate logistic modeling, lavage was significantly and positively associated with private insurance payor status, younger age (<30), female gender, white race, 8 PM-8 AM presentation and intentional rather than unintentional overdose.
CONCLUSIONS: ED use of gastric lavage in poisoned patients has decreased significantly over the past decade but varies by demographic and non-clinical factors.


Seit der gemeinsamen Veröffentlichung der Position Statements der American Association of Poison Control Centers (AAPCC) und der European Association of Poisons Centres and Clinical Toxicologists (EAPCCT) über die Magenspülung und deren Indikationen, Kontraindikationen und Komplikationen bei Intoxikationen im Jahre 1997 (Vale JA; J Toxicol Clin Toxicol 1997; 35: 711) halten die Diskussionen zu diesem Thema in unverminderter Intensität an.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen dieses Konsensberichtes lauten:

  1. Die Magenspülung ist bei Intoxikationen keine Routinemaßnahme

  2. Sie ist allenfalls im Zeitraum von etwa einer Stunde nach Einnahme einer potentiell lebensbedrohlichen Dosis einer chemischen Substanz (vorwiegend Arzneimittel) sinnvoll.

  3. Bei geringem Nutzen dieser Maßnahme fallen die Risiken wie Hypoxie, Arrhythmien, Laryngospasmus, Perforation des Gastrointestinaltrakts oder Pharynx, Flüssigkeits- und Elektrolytstörungen und Aspirationspneumonie gravierend ins Gewicht.


Aufgrund eines weiteren "Position Statements" zur gastrointestinalen Dekontamination mittels Aktivkohle bei Intoxikationen (Chyka PA; J Toxicol Clin Toxicol. 1997; 35:721) wird heute vorwiegend diese Form der Giftelimination favorisiert. Ein entscheidendes Problem in diesem Themenbereich liegt allerdings in der mangelnden Möglichkeit, bei Intoxikationen kontrollierte klinische Studien mit den relevanten Fragestellungen bezüglich Indikationen, Effizienz und Risiko durchzuführen. Umso nützlicher sind Publikationen, die sich dieser Thematik von den verschiedensten Gesichtspunkten abseits der klassischen evidenzbasierten Kriterien auf seriöse analytische Weise widmen.

In dieser jüngsten Publikation, die sich mit dem Thema Magenspülung kritisch befasst, wurden die relevanten Daten des nationalen ambulanten medizinischen Versorgungssystems der USA (National Health Ambulatory Medical Care Survey ; NHAMCS), was den therapeutischen Einsatz der Magenspülung betrifft, hinsichtlich der Aufnahmediagnose, Überdosierung bzw. Vergiftung einer Analyse unterzogen. Von 1993 bis 2003 wurden geschätzte 11,68 Millionen Patienten mit Vergiftungen notfallsmedizinisch behandelt. Dieser Zahl liegen die Diagnosekodierung nach ICD-9 sowie "Reason for Visit Codes" zugrunde. Die Identifikation der Vergiftungsfälle, in denen die Magenspülung zur Dekontamination eingesetzt wurde, erfolgte mit Hilfe eines Maßnahmencodes (9633: Magenspülung). In die statistische Analysemethodik wurden Parameter wie Alter, Geschlecht, Rasse und städtische Herkunft der Patienten, Wochentag, Tageszeit der Aufnahme einbezogen, sowie Angaben, ob der Patient krankenversichert ist und ob die Vergiftung mit Absicht erfolgte.

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Tags: intensiv-news gastroenterologie magenspülung 

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