INTENSIV-News
In Deutschland versterben pro Jahr etwa 100.000
Menschen plötzlich und unerwartet, in den USA erliegen jährlich etwa
450.000 Menschen einem plötzlichen Herztod. In den meisten Fällen wird
der plötzliche Herztod durch Kammerflimmern hervorgerufen, während
bradykarde Rhythmusstörungen nur eine untergeordnete Rolle spielen
(International Liaison Committee on resuscitation: 2005 International
Consensus on Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular
Care Science with Treatment Recommendation. Resuscitation 2005; 67:157).
Es ist unstrittig, dass die zeitgerechte Defibrillation bei Patienten
mit Herz-Kreislauf-Stillstand, bedingt durch Kammerflimmern, als die
entscheidende prognostische Determinante anzusehen ist (Tabelle 1). Es
ist inzwischen eindeutig belegt, dass die per se schlechte
Überlebensrate von 3-10% der Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand
durch Laienreanimation und zeitgerechte Defibrillation mit Einsatz
automatisierter externer Defibrillatoren (AED) wesentlich verbessert
werden kann (Stiell IG, N Engl J Med 2004; 351:647).
Erfahrungen in den USA
Das Konzept der Frühdefibrillation wird in den USA schon seit vielen Jahren verfolgt und "First Responder" gehören dort in einigen Regionen zu festen Mitgliedern der Rettungskette (Stiell IG; N Engl J Med 2004; 351:647). In verschiedenen Spielkasinos in Nevada/USA wurden AEDs bei 105 Patienten eingesetzt, die Kammerflimmern hatten. 56 dieser Patienten (53%) überlebten bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus. Die Überlebensrate betrug 74% für Patienten, die die erste Defibrillation innerhalb von 3 Minuten nach dem Kreislauf-Stillstand hatten und 49% für Patienten mit einer AED-Schockabgabe nach mehr als 3 Minuten (Venezuela TD, N Engl J Med 2000; 343:1206). In einer 2002 vorgestellten Untersuchung, die auf drei Chicagoer Flughäfen durchgeführt wurde, hatten über einen Zeitraum von 2 Jahren insgesamt 21 Personen einen Herzstillstand, davon 18 Patienten durch Kammerflimmern (Caffrey SL; N Engl J Med 2002; 347: 1242). Bei 4 Patienten, bei denen keine AEDs in der Nähe waren, wurde kein Schock abgegeben; keiner der Patienten überlebte. Drei weitere Patienten blieben im Kammerflimmern und verstarben, obwohl innerhalb von 5 Minuten ein AED eingesetzt wurde. 11 Patienten mit Kammerflimmern wurden erfolgreich defibrilliert; 56% der Patienten mit Kammerflimmern und erfolgreicher AED-Schockabgabe waren nach einem Jahr noch am Leben und neurologisch ohne Schäden.
Erfahrungen in Europa
Seit 2002 wurden in Österreich landesweit außerdem 1100 AEDs an öffentlichen Stellen aufgestellt; während der ersten 12 Monate konnten 6/7 Menschen mit einem AED gerettet werden, wobei die Durchschnittszeit vom Notruf bis zur Schockabgabe im Mittel 5,3+2,5 min betrug, während der professionelle Rettungsdienst erst nach 9,3+4,2 min am Einsatzort eintraf.
In Holland wurden in Amsterdam und Umgebung die Erfolge der Reanimation von Ersthelfern und professionellen Rettungsdiensten miteinder verglichen: Innerhalb von zwei Jahren wurden 469 plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstände beobachtet, von denen bei 157 Patienten (65%) in der Ersthelfergruppe und 151 Patienten (67%) in der professionellen Rettungsgruppe Kammerflimmern hatten. Durch Ersthelfer konnte ein Kreislauf (ROSC=Return Of Spontaneous Circulation) bei 104/157 Patienten (66%) erreicht werden, in der Gruppe der Ersthelfer waren es 91/151 Patienten (60%), obwohl die Schockabgabe durch die Ersthelfer im Mittel mit 668 sek schneller erfolgte als bei den Rettungssystemen (769 sek) (ns). Aus dem Krankenhaus konnten in der Ersthelfer-Gruppe 40/157 Patienten (25%) entlassen werden, in der professionellen "Rettungs-Gruppe" waren es 32/151 Patienten (21%) (ns).
In Frankreich wird seit 1998 durch Einführung eines nationalen Gesetzes die AED-Anwendung erlaubt. Der Einsatz der AEDs steht unter der Kontrolle von Ärzten. In Paris wurden AEDs an wenigen öffentlichen Plätzen vorgehalten und Feuerwehr-First-Responderteams ausgebildet.
In England wurden mittlerweile verschiedene Pilotprojekte in Verbindung mit dem Resuscitation Council UK gestartet. In einer Initiative wurden 700 automatisierte externe Defibrillatoren vom Department of Health für öffentliche Orte zur Verfügung gestellt.
In Italien wurde in einer Untersuchung von Cappucci und Mitarbeitern, die in der Region Piazenza durchgeführt wurde, nachgewiesen, dass die Überlebensrate von reanimierten Patienten, die von Ersthelfern mittels AED defibrilliert wurden, mit 11% signifikant höher war als die Überlebensrate bei Einsatz professioneller Rettungsdienste (3%) (p< 0,006). Diese wurde damit begründet, dass die "call-to-arrival-time" der Ersthelfer im Mittel 4,8 + 1,2 min war, bei den professionellen Rettungsdiensten dagegen 6,2 + 2,3 min (p<0,05) (Capucci A; . Circulation 2002; 106:1065).
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