INTENSIV-News
Higher versus lower positive end-expiratory pressures in patients with the acute respiratory distress syndrome.
Brower RG, Lanken PN, MacIntyre N, et al. N Engl J Med 2004; 35:327-336
Johns Hopkins University, Baltimore, USA.
BACKGROUND:
Most patients requiring mechanical ventilation for acute lung injury
and the acute respiratory distress syndrome (ARDS) receive positive
end-expiratory pressure (PEEP) of 5 to 12 cm of water. Higher PEEP
levels may improve oxygenation and reduce ventilator-induced lung injury
but may also cause circulatory depression and lung injury from
overdistention. We conducted this trial to compare the effects of higher
and lower PEEP levels on clinical outcomes in these patients.
METHODS:
We randomly assigned 549 patients with acute lung injury and ARDS to
receive mechanical ventilation with either lower or higher PEEP levels,
which were set according to different tables of predetermined
combinations of PEEP and fraction of inspired oxygen.
RESULTS: Mean
(+/-SD) PEEP values on days 1 through 4 were 8.3+/-3.2 cm of water in
the lower-PEEP group and 13.2+/-3.5 cm of water in the higher-PEEP group
(P<0.001). The rates of death before hospital discharge were 24.9
percent and 27.5 percent, respectively (P=0.48; 95 percent confidence
interval for the difference between groups, -10.0 to 4.7 percent). From
day 1 to day 28, breathing was unassisted for a mean of 14.5+/-10.4 days
in the lower-PEEP group and 13.8+/-10.6 days in the higher-PEEP group
(P=0.50).
CONCLUSIONS: These results suggest that in patients with
acute lung injury and ARDS who receive mechanical ventilation with a
tidal-volume goal of 6 ml per kilogram of predicted body weight and an
end-inspiratory plateau-pressure limit of 30 cm of water, clinical
outcomes are similar whether lower or higher PEEP levels are used.
In dieser prospektiven, kontrollierten Studie an 549 Patienten mit
akutem Lungenversagen wurde gezeigt, dass bei Applikation eines
niedrigen Tidalvolumens von 6 ml/kg ein höheres PEEP-Niveau von etwa 13
cm H2O gegenüber 8 cm H2O zu keiner Verbesserung der Überlebensrate
führt. Ist damit die Frage beantwortet, dass ein niedriges Tidalvolumen
von 6 ml/kg der entscheidende Faktor für eine Verbesserung der
Überlebensrate darstellt, unabhängig von der Höhe des eingestellten
PEEP-Niveaus? Unserer Meinung nach kann diese Frage aus der vorliegenden
Studie aus verschiedenen Gründen nicht eindeutig beantwortet werden:
1. Vergleichbarkeit der Studiengruppen
Die beiden Studiengruppen unterschieden sich in wesentlichen
Ausgangsparametern. Die Patienten in der "Higher-PEEP-Group" waren im
Vergleich zur "Lower-PEEP-Group" signifikant älter (54±17 vs. 49±17;
p< 0.004) und der Oxygenierungsindex PaO2/FiO2 war signifikant
niedriger (151±67 vs. 165±77; p < 0.001). Die Patienten in der
"Higher-PEEP-Group" waren nicht nur die älteren, sondern auch die
kränkeren Patienten.
2. Inkonstanz der Anzahl der Datensätze
Diskussionswürdig ist weiters die Tatsache, dass die Auswertung am
selben Behandlungstag mit unterschiedlichen Patientenzahlen erfolgte. So
schwankt z.B. am 1. Behandlungstag die für die statistische Auswertung
eingeschlossenen Patienten in der "Lower-PEEP-Gruppe" zwischen 227 und
249 Patienten und in der "Higher-PEEP-Gruppe" zwischen 244 und 264
Patienten.
Weiters ist zu hinterfragen, warum die Zahl der eingeschlossenen
Patienten zwischen dem 1. und dem 7. Behandlungstag sowohl in der "Lower
PEEP-Group" als auch in der "Higher PEEP-Group" um etwa zwei Drittel
(!!) abnahm. Dies legt nahe, dass diese Patienten am 7. Behandlungstag
bereits wieder vom Respirator entwöhnt waren und würde erklären, warum
die respiratorische Compliance am 7. Behandlungstag bei den
verbleibenden und somit kränkeren Studienpatienten niedriger war als am
1. Behandlungstag (Lower vs. Higher PEEP-Group: Tag 7: 28±16 vs. 32±22
ml/cm H2O; Tag 1: 31±15 vs. 39±34 ml/cm H2O;).
3. Änderung des Outcomeparameters PEEP während der Studie
Das Studienprotokoll wurde nach 171 Patienten (etwa einem Drittel der
Studienpatienten!) geändert, da die Unterschiede in den mittleren
PEEP-Werten zwischen dem 1. und dem 7. Behandlungstag geringer waren als
in der Studie von Amato et al, in der die Effekte einer
lungenprotektiven Beatmung mit niedrigem Tidalvolumen und hohem externen
PEEP untersucht wurden [Amato et al, NEJM 1998; 338:347]. Die
nachfolgenden 387 Studienpatienten wurden mit PEEP-Werten von mindestens
14 cm H2O beatmet, die Auswertung wurde jedoch an allen 549 Patienten
vorgenommen. Allerdings muss angemerkt werden, dass auch bei alleiniger
Auswertung der 378 Patienten kein signifikanter Unterschied in der
Mortalität auftrat. Levy und Gattinoni führen dies darauf zurück, dass
die Studie aufgrund der geringen Wahrscheinlichkeit einer niedrigeren
Mortalität in der "Higher PEEP-Group" vorzeitig abgebrochen wurde [Levy
2004, NEJM 2004; 351:389, Gattinoni, Curr Opin Crit Care 2005; 11:69].
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Tags: intensiv-news pneumologie peep ards beatmung lungenversagen
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